Bürgerarbeit: Projekt der Arbeitsagentur läuft aus - 14 Mitarbeiter arbeitslos - Wer öffnet nun die Kirche?

Für sie ist nun bald Feierabend. Nicht für einen Tag, und nicht für eine Woche. Die 14 Männer der Bergedorfer Stadtmeisterei im Hasse-Turm ziehen am 19. Dezember ein letztes Mal ihre roten Jacken und Westen an, beginnen dann ihren letzten Arbeitstag. Danach ist die Stadtmeisterei Geschichte. Das Programm "Bürgerarbeit" der Bundesagentur für Arbeit, das die Beschäftigung der Stadtmeister ermöglicht hat, läuft aus.

"Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als uns arbeitslos zu melden", meinte Stadtmeister Jens Koenig gestern beim Abschied im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses. "Viel schlimmer finde ich, dass wir nun bald nichts mehr für andere Menschen tun können", ergänzt sein Kollege Johann Strauß. "Ich habe wirklich gern in der Stadtmeisterei gearbeitet."

"Jahr für Jahr haben Sie 40 000 Leuten den allerschönsten Raum von Bergedorf gezeigt", unterstrich Pastor Stefan Deutschmann und meinte damit das prunkvolle Gewölbe der Kirche St. Petri und Pauli. Denn zu den täglichen Aufgaben der Stadtmeister gehört es seit mehr als acht Jahren, die Kirche wochentags morgens um 9 Uhr für Besucher zu öffnen und bis 15 Uhr zu beaufsichtigen. Danach werden die Stadtmeister bis 17 Uhr vom ehrenamtlichen Dienst der Kirchengemeinde abgelöst. "Erst mit der Einrichtung der Stadtmeisterei im Jahr 2006 wurde diese dauerhafte Öffnung überhaupt möglich", so Deutschmann.

Eine weitere Aufgabe der Stadtmeister besteht darin, ortsfremden Passanten mit Auskünften behilflich zu sein. "Nicht zu vergessen die Bergedorfer Kulturtafel, mit der wir seit 2012 Tausende von Eintrittskarten an bedürftige Menschen vermitteln konnten", hob Peter Bakker hervor. Der Geschäftsführer des Beschäftigungsträgers "Sprungbrett gGmbH" lobte auch die insgesamt vier Flohmärkte vor dem Hasseturm, auf denen die Stadtmeister gespendete Bücher, CDs und DVDs verkauften und so Hunderten von Kindern den Besuch eines Weihnachtsmärchens ermöglichten: "Die Leistung des Stadtmeister-Teams geht weit über das hinaus, was ich von ähnlichen Projekten kenne."

Wer nun mittel- und langfristig die offene Kirche ermöglichen wird, steht noch in den Sternen. "Bis zum 10. Januar werden wir uns mit unseren Ehrenamtlichen weiterhelfen", sagt Pastor Deutschmann. Für die Zeit danach sucht er nach Lösungen, wer in den Hasseturm einziehen und die Aufsicht in der Kirche gewährleisten kann: "Auch einen gewerblichen Mieter, etwa einen Gastronomiebetrieb, halte ich für möglich."