Statt Schließung: Wirtschaftsverband WSB will Profis in Fremdenverkehrswerbung

Für die Bergedorf-Information im Hasse-Turm zeichnet sich überraschend eine Zukunft ab: Nachdem der Bezirk laut über eine mögliche Schließung des Tourismus-Büros in 2016 nachgedacht hat, interveniert jetzt Bergedorfs Wirtschaftsverband WSB. "Es wäre sehr bedauerlich, wenn dieser gut eingeführte Standort direkt an der Fußgängerzone aufgegeben würde", sagt Geschäftsführer Marc Wilken. "Wir müssen die Bergedorf-Besucher dort abholen, wo sie ankommen. Der geplante Umzug ins zwar idyllisch, aber abseits gelegene Schloss geht in die falsche Richtung."

Klare Worte, die ab sofort auch Taten erwarten lassen. Denn der Tourismus-Workshop, zu dem der WSB zusammen mit dem Bezirksamt Ende vergangener Woche ins Rathaus geladen hatte, blieb nicht bei der Theorie. Die gut 70 Hoteliers, Gastronomen und weiteren Touristiker aus dem ganzen Hamburger Osten riefen eine Lenkungsgruppe ins Leben, deren erklärtes Ziel die Gründung eines zentralen Tourismus-Büros in Bergedorf ist.

Für diese Initialzündung sorgte der Chef des Tourismusvereins Altes Land, Rolf Lühmann, als Referent des Workshops: "Wir haben im Alten Land feste Strukturen geschaffen, viel Geld von Kommunen und Wirtschaft eingesammelt und hauptamtliches Personal angestellt. Das zahlt sich jetzt aus."

Davon wolle Bergedorf lernen, sagt Marc Wilken, dem "eine Art Dachorganisation" vorschwebt, die "alle touristischen Aktivitäten in Bergedorf samt Vier- und Marschlande sowie dem weiteren Umland bündelt. Daran müssen sich alle Profiteure auch finanziell beteiligen."

Großes Lob kommt von Bezirksamtsleiter Arne Dornquast: "Es ist klug, der Tourismus-Vermarktung eine professionelle Struktur zu geben. Ob es ein Verein oder eine Art Tourismus-Innovationsdistrikt wie die BIDs in den Einkaufsstraßen sein wird, sei dahingestellt. Wichtig ist in jedem Fall, dass sich alle touristisch ausgerichteten Betriebe daran beteiligen."

In der Kirchengemeinde St. Petri und Pauli, Eigentümerin des Hasse-Turms, wird diese Entwicklung mit Interesse beobachtet. "Wir sind offen für Gespräche", sagt Pastor Stefan Deutschmann, der allerdings zur Eile mahnt: "Wir machen schon in zwei Wochen Nägel mit Köpfen. Denn wer künftig Mieter der heutigen Räume der Bergedorf-Information wird, muss auch die tägliche Öffnung unserer Kirche für Besucher sicherstellen."

Genau das wird in der heutigen Konstellation schon Ende Dezember Geschichte sein. Dann bleibt die Kirche dicht, weil die ebenfalls im Hasse-Turm ansässige Stadtmeisterei aufgelöst wird. Träger Sprungbrett versiegen die Zuschüsse, um sein aus Langzeitarbeitslosen bestehendes Personal zu bezahlen. Die 2013 von der Stadtmeisterei getrennte Bergedorf-Information, heute besetzt mit zwei Damen der Awo Hamburg Dienste auf 450-Euro-Basis, kann aber die Aufsicht der Kirche nicht gewährleisten.

"Wir führen Gespräche mit Awo und Sprungbrett. Mitte November entscheiden wir, wer Mieter im Hasse-Turm wird", sagt Pastor Deutschmann. "Wenn die Lenkungsgruppe der Touristiker einen guten Vorschlag hat, sind wir natürlich interessiert."