BID Sachsentor: Konzept für Neuauflage liegt im Rathaus - Kritiker laufen sich warm

Ab Montag liegt Bergedorfs Zukunft als Shopping-Stadt zur Ansicht im Rathaus aus. Es geht um die Neuauflage des BID Sachsentor für die kommenden fünf Jahre. Bis 3. Dezember können sich Interessierte anschauen, wie sich die Einkaufsmeile gegen die Konkurrenz von Internet, Outlet-Centern und Hamburgs City behaupten will.

Verfasser des Konzepts sind namhafte Bergedorfer Einzelhändler wie Kaffee-Rösterin Elke Timm, Weinhändler Christoph von Have und Herrenausstatterin Martina Willhoeft. Ihre Vision hat zwei Säulen: Einerseits sollen Sauberkeit und Grün Bergedorfs City attraktiv halten, andererseits Werbekampagnen und ein buntes Programm zu den verkaufsoffenen Sonntagen mehr Kundschaft locken.

Es gibt also wenig Neues gegenüber dem im Juni ausgelaufenen Vorgänger-BID von 2009. Auch die Managerin Traute Rohmann bleibt. Nur der Etat wird angepasst: Statt 120 000 Euro werden die Grundeigentümer mit 152 000 Euro jährlich als Aufschlag auf die Grundsteuer vom Finanzamt zur Kasse gebeten.

Doch diese Kombination ist noch keine beschlossene Sache. Denn während der Auslegung im Rathaus können die betroffenen Grundeigentümer Kritik äußern. Lehnt gar ein Drittel von ihnen das Konzept ab, kommt das BID Sachsentor nicht zustande. "Zeichnet sich das ab, hat das Bezirksamt die Möglichkeit, zu einem Einigungstermin einzuladen", sagt Rathaussprecher Dr. Andreas Aholt.

Darauf spekulieren die Kritiker der Neuauflage, die Rezepte gegen die Kernprobleme des Einzelhandels vermissen. "Wir brauchen Ideen, wie mit lebendigen Einkaufserlebnissen dem Internet-Shopping begegnet werden kann. Warum lädt Kaffee Timm nicht zum Rösten ein, werden endlich die malerischen Hinterhöfe geöffnet oder zur Modenacht ins Sachsentor gebeten?", fragt Annette Hülsmeyer. Elke Kurkowski sind 43 000 Euro jährlich für das Management zu viel: "Es genügt ein Maßnahmenkoordinator, wie ihn unsere Nachbarn vom BID Alte Holstenstraße eingeführt hat. Der kostet mit 15 000 Euro kaum mehr als ein Drittel." Immobilien-Experte Hans-Helmut Willers fehlen jegliche Grundlagen, die den Erfolg der BID-Arbeit bewerten: "Es wird komplett auf Passantenbefragungen, Pkw-Kennzeichenanalyen oder das Zählen von Fußgängerfrequenzen verzichtet. Aber wie weiß man dann, ob Werbung, Veranstaltungen oder neuer Branchenmix erfolgreich sind?"

Nach Zahlen des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB gelten noch 42 Prozent der Grundeigentümer als unentschlossen. Die Ablehnung ist also denkbar - auch weil die (Zwangs-)Beiträge um bis zu 500 Prozent variieren: Das BID-Gesetz bezieht sie auf den Einheitswert der Immobilie. Wer nie grundlegend renoviert hat, kommt mit wenigen Hundert Euro davon, andere zahlen mehrere Tausend.