Kramer, Zunft und Kurtzweyl: Alltag der Händler - Kritik an Bergedorfer Fixkosten

Der Blick in die Kasse treibt Daniel Diekmann die Sorgenfalten auf die Stirn. Der Geschäftsführer der Mittelaltermarketing GmbH "Kramer, Zunft und Kurtzweyl" sagt: "Der Markt vor zwei Jahren in Bergedorf war schon ein Minusgeschäft, aber dieses Mal ist es noch schlimmer." Die mehreren Tausend Euro Verlust lägen zum einen am schlechten Wetter und den daraus resultierenden, niedrigen Besucherzahlen (nach Schätzungen insgesamt etwa 2500). Zum anderen seien die Fixkosten der Künstler in Bergedorf extrem hoch.

"In Bergedorf müssen wir mit etwa 18 000 Euro Kosten rechnen. In Fürstenfeldbruck sind es zum Vergleich nur etwa 8000." Das läge zum einen an der Miete für die Schlosswiese, vor allem aber an den Kosten für Strom und Wasser. Die seien drei Mal so hoch wie anderswo. "Wir mögen Bergedorf sehr. Es ist einer unserer Traditionsmärkte. Doch so kann es auch nicht weitergehen", sagt Diekmann und hofft in zwei Jahren - falls man sich für Bergedorf entscheidet - auf ein Entgegenkommen des Bezirks. Ausdrücklich bedanken möchte sich Diekmann bei dem Team des Bergedorfer Schlosses und bei der Grundschule Sander Straße. "Dort konnten wir unsere Sachen unterstellen und duschen."

Die Artisten und Handwerker von "Kramer, Zunft und Kurtzweyl" haben es auch deshalb schwerer als andere Anbieter (deutschlandweit über 1000), weil sie versuchen, die Preise niedrig zu halten. Es sind echte Familienmärkte mit vielen Darbietungen für die Kinder. Die Künstler bekommen Gage. Alles wird über die sechs Euro Eintritt und die verkauften Speisen und Getränke finanziert.

Händlerin Petra Diekmann blickt ein wenig wehmütig auf die Anfänge zurück. "Wir waren ja die ersten, die damals das mittelalterliche Handwerk und die Kultur pflegen wollten." Dann kam das Mittelalter in Mode. Heute sei der Kreis der Konkurrenten riesig. "Es ist um einiges schwieriger geworden." Ans Aufhören denkt sie nicht. "Meine beiden Kinder sind quasi auf dem Markt groß geworden." Es sei einfach ein tolles Gefühl, "dass uns die Leute schon erwarten in den Städten". Oft kämen die Besucher beim Aufbau und würden "ihre" Mittelalterleute begrüßen.

Angefangen habe sie 1982 als Seilerin. Heute verkauft sie Orientalisches. "Es macht immer noch großen Spaß. Es ist einfach eine ganz andere Welt und man trifft viele interessante Menschen." Aber es sei auch hart. "Wenn man am Freitag bis an den Bodensee fährt und dann noch aufbauen muss, dann ist das ein Knochenjob."

Auch Goldschmiedemeister Ralf Salzmann ist ein alter "Mittelalter-Hase". Doch kehrte er dem Verein für einige Jahre den Rücken. "Ich wollte schon immer Goldschmied werden. Also machte ich eine Ausbildung und hängte den Meister noch gleich dran." Heute hat er eine gut gehende Werkstatt in Hagen und zwei Azubis. Weshalb tut er sich die langen Fahrten zu den Märkten noch an? "Wenn man zu Hause in der Werkstatt immer das Gleiche macht, wird man bescheuert. Hier kriege ich den Kopf frei." Auch bekommen seine Kunden ja in der Regel nicht mit, wie er arbeitet. Auf dem Markt kann man Salzmann beim Schmuckschmieden zuschauen. Einmal sei ein Mann an seinem Stand stehen geblieben. "Das ist ja richtiges Handwerk", habe der gestaunt. So etwas mache ihn glücklich. Mit Freunden und Familie sei dieses Leben aber nur schwierig in Einklang zu bringen. "Mein Lebenspartner arbeitet im Büro, ein völlig anderer Rhythmus."