Verkehrsüberwachung: Zu schnell, zu laut, zu riskant: Die Kradstaffel ahndet alles

Mit zusammengekniffenen Augen visiert Lars Loßin (38) einen schwarzen Landrover mit Lüneburger Kennzeichen an. Ein paar Mal piept die Laserpistole in seiner Hand, dann leuchtet eine rote Zahl auf dem Display auf. "74. Den holen wir uns", sagt sein Kollege Michael Kühl (51) und winkt den Autofahrer mit der Kelle raus. Brav folgt der Lüneburger seinen Anweisungen, und selbst wenn er durchstarten würde, weit käme er nicht. Denn Loßin und Kühl sind zwei von vier Motorrad-Cops der Bergedorfer Verkehrspolizei.

Gegründet wurde die Motorrad-Staffel 2005. Zu ihren Hauptaufgaben gehört die Verkehrsüberwachung, und - weil die Kräder so klein und wendig sind - auch die Begleitung von Demonstrationen, Staatsbesuchen sowie Sportveranstaltungen. Hamburgweit gibt es sechs dieser Gruppen, quer über die Stadt verteilt - und eben auch im Bezirk Bergedorf.

In einem niedlichen kleinen Backsteinhäuschen Auf dem Sülzbrack in Zollenspieker haben die vier Kollegen ihre Einsatzzentrale. "Vor zwei Jahren sind wir hier rausgezogen, weil in der Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring zu wenig Platz war", sagt Ingo Hölscher (49), Koordinator der Kradgruppe. Zudem seien die Deiche außer den großen Kreuzungen in Bergedorf auch das Haupteinsatzgebiet der Polizisten.

So auch an diesem sonnigen Nachmittag: Am Zollenspieker Hauptdeich haben sich Hölscher, Kühl und Loßin auf die Lauer gelegt, um Motorräder zu kontrollieren und Jagd auf Temposünder zu machen. Es dauert ein wenig, bis das erste Fahrzeug in die Falle geht: der Landrover aus Lüneburg. "Wissen Sie, warum wir Sie anhalten?", fragt Kühl den Fahrer höflich. Der nickt und zeigt sich einsichtig. "Ich war wohl zu schnell", sagt er und nimmt ohne zu murren sein Knöllchen entgegen. 70 Euro plus Verwaltungsgebühr und einen Punkt in Flensburg wird es ihn kosten. In den nächsten Tagen wird er Post von der Bußgeldstelle bekommen.

So besonnen wie der Landrover-Fahrer reagieren nicht alle Verkehrsteilnehmer. Die ein oder andere verbale Attacke müssen sich die Motorrad-Cops schon gefallen lassen. Der Lieblingsspruch vieler: "Können Sie sich nicht um die richtigen Verbrecher kümmern?". "Aber da steht man mit der Zeit drüber, stumpft ab", sagt Hölscher. Zudem sei die Mehrzahl der Temposünder vernünftig, nur selten käme es zu Auseinandersetzungen, zu Handgreiflichkeiten schon gar nicht.

Zurück auf dem Deich holt Hölscher eine Harley Davidson von der Straße. Trotz Verbots hat der Biker ein anderes Fahrzeug überholt. "Das macht etwa 90 Euro und einen Punkt", sagt Hölscher und schaut sich den Auspuff des Krads genauer an. Auch hier hat er etwas zu bemängeln: die Lautstärkeregulierung. Sie ist manuell verstellbar, müsste aber automatisch funktionieren. Doch der Biker kommt mit einem blauen Auge davon. Hölscher schreibt ihm erst einmal nur eine Mängelmeldung für den TÜV.

Wie viele Verstöße die vier Bergedorfer Motorrad-Cops pro Jahr ahnden, darüber kann Hölscher keine Auskunft geben. "Das wird nicht statistisch erfasst", sagt er. Was er allerdings sagen kann: "Von 2005 bis 2011 haben wir insgesamt 5600 Führerscheine kassiert."

Das dürfte an diesem Nachmittag auch einem Mercedes-Fahrer - ebenfalls aus Lüneburg - blühen. Mit 101 Kilometern pro Stunde hat Loßin ihn mit der Laserpistole geblitzt. Erlaubt sind 50.