Trödel-Queen: Gisela Bößow liebt ihr Stöber-Paradies in der Rektor-Ritter-Straße

Miriam Wilhelm aus Drage strahlt übers ganze Gesicht. "So ein Keramik-Topf mit echtem Busch- und Wurzelwerk drumherum, und das nur für vier Euro - den nehm' ich mit für meinen Balkon!" Legt die Münzen auf den Tisch, sagt noch zweimal Danke und schwebt förmlich vor Glück mit ihrer neuen Habseligkeit von dannen.

"Trödel-Queen" Gisela Bößow liebt solche Erfolgserlebnisse, und sie kann sie an jedem Geschäftstag gleich dutzendfach genießen. Donnerstags, freitags und sonnabends ab 10 Uhr hat sie ihren Trödelladen an der Rektor-Ritter-Straße geöffnet und bietet dort große Einkaufserlebnisse zu kleinen Preisen.

Möbel, Porzellan, Vasen, ein altes Röhrenradio, Puppen, afrikanische Skulpturen, ein Roulettespiel, Repliken von Franz-Marc-Bildern, Platten von Michael Holm ("Mendocino") oder Peter Maffay ("Ein Bild kann nicht lachen"), eine Tischnähmaschine von Singer, eine Tiffany-Stehlampe, eine Golftasche mit Schlägern und Eisen - wer das Sortiment auf 200 Quadratmetern Ladenfläche komplett erfassen will, muss sich seinen Weg durch das Durcheinander förmlich bahnen und braucht mindestens eine Stunde Zeit.

"Was soll ich denn machen?" sagt Gisela Bößow, "die Sachen kommen schneller rein, als sie rausgehen." Rein kommen sie durch Ehemann Erich Bößow, der sein Geld mit Haushaltsauflösungen verdient. "Manchmal glaube ich selbst nicht, was er hier alles anbringt", grinst die Trödel-Queen. Den Tabbert-Wohnwagen vom Campingplatz in Tespe zum Beispiel. Letzten Herbst war das. "Den hat dann schon eine Woche später ein Bauunternehmer aus Bergedorf gekauft. Der bringt darin seine Arbeiter auf Montage unter."

Skurrilste Artikel dürften derzeit drei Frisurenköpfe sein, die Erich Bößow von der Auflösung eines Frisiersalons mitbrachte. "Die kriegen wir auch noch an den Mann", gibt Queen Gisela sich entspannt und zuversichtlich.

Manchmal entfacht gar ein richtiger Wettbewerb unter den Kunden. "Für einen Korbstuhl, den ich für eine Kundin reserviert hatte, hat eine andere Kundin mir den doppelten Preis geboten", berichtet Bößow. "Aber da bin ich hart geblieben. Reserviert ist reserviert, und basta."