Bezirksversammlung Projektwoche: Luisen-Gymnasiasten üben lokale Demokratie

Politischer Schlagabtausch in der Bezirksversammlung: Macht die Sanierung des Freibades und der Schule noch Sinn, wo doch mehr als 60 Prozent der Bürger über 55 Jahre alt sind? "Wir müssen Ziele fokussieren, die der Mehrheit unserer Einwohner dienen", fordert die CDU den Umbau der Schule zum Seniorenzentrum.

Die Freien Wähler sehen das ganz anders. Sie wollen die Schule erhalten und für 1,5 Millionen Euro sogar ein "Spaßbad" bauen, um wieder junge Familien anzulocken. Auch Grüne und SPD wollen investieren, aber nur so viel, wie unbedingt nötig. Schließlich braucht Rot-Grün das Geld, um die Stelle eines Energieberaters einzurichten, die Voraussetzung ist für den Beitritt zum "Klima-Bündnis der europäischen Städte mit den Völkern der Regenwälder".

Viel Arbeit also für Bezirksversammlungs-Präsident Jacob Maul (parteilos) und seine beiden Stellvertreter Giovanni Potschkat (Linke) und Waldemar Ebel (CDU). Schließlich mussten die 15-Jährigen gestern dafür sorgen, dass Bergedorf - das in diesem Fall Wattenburg heißt - den richtigen Weg einschlägt. Zweieinhalb Stunden bändigte das Trio die 36 Abgeordneten aus den achten Klassen des Luisen-Gymnasiums im großen Musiksaal. "Macht richtig Spaß", kommentierte Jacob Maul die Projektwoche, in der sein ganzer Jahrgang die Gepflogenheiten der lokalen Demokratie gerade buchstäblich live mitgestalten darf.

Unterstützt von der Konrad-Adenauer-Stiftung und angeleitet von Politikberater Robert Hein, versetzen sich die Achtklässler noch bis Ende der Woche in die Gemeinde Wattenburg. Sie hat seit 1990 fast die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Unter den 5600 Bürgern sind nur noch zwölf Prozent unter 20 Jahre jung. Das sorgt für Schärfe in den politischen Debatten.

Im echten Bergedorf sieht das Wattenburger Bezirksversammlungs-Präsidium die Lage entspannter. "Hier stimmt die Mischung von Jung und Alt", sagt Giovanni Potschkat. "Allerdings könnten wir durchaus ein attraktiveres Schwimmbad brauchen." Ihm fehlten im Bille-Bad ein hoher Sprungturm und die Spaßrutschen. "Im Sachsentor müssen wir darauf achten, dass nicht noch mehr Ketten die typischen Bergedorfer Geschäfte verdrängen", mahnt Waldemar Ebel, der sich auch am Luisen-Gymnasium einige Veränderungen wünscht: "Mir fehlt unser alter Kiosk. Und es wäre super, in den großen Pausen endlich wieder im Billtal-Stadion kicken zu dürfen."