Auf der Suche: Hamburg Wasser will Gestank messen

Ein Hauch von süßlich-ekligem Gestank liegt noch immer über dem Neuen Weg in Bergedorf-Süd. Zumindest an manchen Tagen. Irgendwie will es dem Quartier nicht gelingen, die Erinnerung an den Sommer 2011 verfliegen zu lassen. Damals waren die Straßen Am Pool, Neuer Weg und Rektor-Ritter-Straße gleich dreimal von einer Fäkalien-Flut überströmt worden, die bei starkem Regen aus den Gullys drang.

Seinerzeit erneuerte Hamburg Wasser die Hundert Jahre alten Siele. Dafür musste der geballte Fäkalienstrom, der unter Bergedorf-Süd aus dem gesamten Hamburger Osten mündet, über filigrane Umleitungen weiter zum Hamburger Zentralklärwerk Köhlbrandhöft geschickt werden. Die Engpässe von damals sind zwar heute längst durch eine unterirdische "Fäkalien-Autobahn" ersetzt. Doch die Aktivitäten von Hamburg Wasser bleiben Bergedorf-Süd noch wenigstens zwei Jahre erhalten - und dem Neuen Weg auch die Suche nach der Quelle des Gestanks: "Es riecht immer mal wieder", bestätigt Jutta Kaulitz, Schneiderin am Neuen Weg.

"Eigentlich kann das nicht sein", sagt Hamburg-Wasser-Sprecher Ole Braukmann. "Die neuen Leitungen haben ein besseres Gefälle, der Düker unter der nahen Brookwetterung verfügt sogar über eine gesonderte Leitung für Abluft. So müsste der Gestank durch die hohe Fließgeschwindigkeit der Abwässer mitgezogen werden."

Ob das klappt, soll eine sogenannte Messkampagne in diesem Sommer zeigen. Ein Mitarbeiter wird dabei die Konzentration des Schwefelwasserstoffs messen und notfalls Veränderungen der Fließgeschwindigkeit vornehmen. Sollte der Gestank dennoch bleiben, steht das Versprechen von Hamburg Wasser im Raum, den ganzen Stadtteil mit einer mehrere Millionen Euro teuren Absauganlage vom Gestank zu befreien.

Gute Nachrichten gibt es derweil für Autofahrer, die Bergedorf-Süd täglich auf der Holtenklinker Straße passieren: Der zunächst geplante Austausch des Siels unter der Hauptstraße, der zu monatelangen Sperrungen geführt hätte, scheint überflüssig. Braukmann: "Der Zustand des Rohrs vom Mohnhof bis zum Arnoldistieg ist so gut, dass es bleiben kann. Wir sind guter Hoffnung, dass das auch für den weiteren Verlauf bis zur Rothenhauschaussee gilt. Die Untersuchung läuft."

Parallel hat jetzt der Austausch der Hausanschlüsse an Soltaustraße, Arnoldistieg, Bleichertwiete und Brookstraße begonnen. Im Herbst 2015 werden dort noch Siele erneuert. Die dafür veranschlagten sechs Monate sollen der letzte Sielbau in Bergedorf-Süd sein - nach gut sieben Jahren.