Projekt sucht interessierte Lohbrügger

Wie fühlt es sich an, wenn sich ein geliebter Mensch verändert, wenn er an Demenz erkrankt? Wie sehr schmerzt es, wenn seine Persönlichkeit immer mehr verschwindet, wenn er einen plötzlich nicht mehr erkennt? Das wissen wohl nur Angehörige, die es selbst erlebt haben. "Und dieser Erfahrungsschatz kann für andere sehr hilfreich sein. Ihn gilt es zu bewahren", sagt Ralph Szeymies.

Der 62-Jährige ist Mitarbeiter der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), die im vergangenen Jahr das Modellprojekt "Leben mit Demenz in Hamburg" (LeDeHa) startete. Dafür wurde Lohbrügge anhand der soziodemografischen Daten der Bewohner ausgewählt, weil es in dem Stadtteil einen hohen Anteil älterer Menschen gibt, viele von ihnen allein leben und Unterstützung benötigen. "In Lohbrügge gibt es 660 diagnostizierte Fälle von Demenz. Die Dunkelziffer ist wohl noch viel höher", sagt Ralph Szeymies.

In mehreren Projekten soll dem Thema Demenz nun im Stadtteil begegnet werden: eine Öffentlichkeitskampagne mit Bildern von Demenz-Erkrankten oder ein "Konfetti-Café" sollen Hemmschwellen senken und das Tabu zu einem Thema im Alltag machen.

Häufig tragen Angehörige die psychisch wie auch physisch große Last bei der häuslichen Pflege Demenzkranker. Sie benötigen Unterstützung, vor allem die Erfahrung, mit ihren Problemen nicht allein zu sein. Ein "Angehörigen-Projekt" soll ihnen nun Unterstützung bringen. Dafür sucht "LeDeHa" nun freiwillig Engagierte, die Erfahrungen in der Pflege und Betreuung eines von Demenz betroffenen Angehörigen mitbringen - ob als Pate für einen pflegenden Angehörigen oder Seelsorger, der vor allem an Wochenenden am Telefon ein offenes und verständnisvolles Ohr hat. "Wir wollen niemanden überfordern. Es ist ein bisher einzigartiges Projekt, in das wir erst mal ohne große Erwartungen gehen und in dem wir uns über jeden Interessenten freuen", sagt Ralph Szeymies.

Am Dienstag, 13. Mai, informieren die Mitarbeiter im Wilhelm-Leuschner-Seniorenzentrum über das Projekt. Interessenten sind ab 16 Uhr an der Leuschnerstraße 93 willkommen. Weitere Informationen gibt es auch bei Ralph Szeymies unter der Mobil-Nummer 0177 401 88 51.