Nach Kritik: Behörde und Schulleiter verteidigen Hamburgs Abi - Ab 2017 wird bundesweit einheitlich geprüft

Die Qualität des Hamburger Mathe-Abiturs sorgt für Ärger. Nachdem fünf Wissenschaftler der Deutschen Mathematiker-Vereinigung für das Magazin "Der Spiegel" nachgerechnet haben, sieht sich Schulsenator Ties Rabe mit einer ganzen Reihe von Vorwürfen konfrontiert.

Die Gymnasiasten hätten heute satte 300 Minuten für nur noch zwei Aufgaben Zeit, während es 2005 noch 270 Minuten für drei Aufgaben waren. Zudem halten die Mathe-Experten den erläuternden Text für zu lang. Er verrate bereits alle Lösungswege. Und gerechnet werde ohnehin nur noch mit dem Taschenrechner. Wirkliche Mathe-Kompetenz werde also nicht mehr abgeprüft.

Auf Nachfrage reagierte die Schulbehörde gestern sauer, basierten die genannten Werte doch auf Zahlen, die nur bis maximal 2012 reichten. "Senator Rabe hat für das nach Ostern beginnende schriftliche Abitur 2014 die dritte Aufgabe wieder eingeführt", sagt Sprecher Peter Albrecht. Zudem würden Teile des Mathe-Abiturs jetzt erstmals mit fünf anderen Bundesländern abgestimmt, darunter die Pisa-Primusse Bayern und Sachsen. Der Schulausschuss der Bürgerschaft habe sich bereits im vergangenen Herbst intensiv mit dem Thema befasst - mit der Folge, dass "die 2008 vom CDU/GAL-Senat beschlossene Reduzierung von drei auf zwei Aufgaben" zurückgenommen wurde.

Auch an Bergedorfs MINT-Schulen, den mit dem Profil "Mathematik-Informatik-Naturwissenschaft-Technik" ausgezeichneten Luisen- und Hansa-Gymnasium, werden die Äußerungen der Mathematiker-Vereinigung mit Erstaunen registriert. "Wir haben heute deutlich lebensnahere Abituraufgaben als noch vor zehn Jahren", sagt Dr. Werner Baum, Direktor des Luisen-Gymnasiums, der selbst studierter Naturwissenschaftler ist. "Deshalb braucht es auch mehr erklärenden Text, als etwa nur eine 'Kurven-Diskussion' von den Abiturienten zu fordern."

Zudem lobt er die Qualität der modernen Lehrerausbildung: Trotz erheblich größerer Stoff-Fülle gerade in Mathematik gelinge es heute, Schüler aller Talentstufen erfolgreich auf das Abitur vorzubereiten. "Insofern wird der Artikel über die Kritik der Wissenschaftler in unserem Kollegium doch als sehr oberflächlich aufgenommen."

Die für das Schuljahr 2016/17 geplanten bundeseinheitlichen Prüfungen begrüßt Baum dagegen ebenso wie seine Kollegin Hildegund Remme. "Das macht großen Sinn", sagt die Leiterin des Hansa-Gymnasiums, die "gern eine Kollegin von unserer Schule in den zuständigen Fachausschuss schickt, damit das Projekt auch Wirklichkeit wird".