Esso-Tankstelle: Pächter geht in den Ruhestand und freut sich auf das Basteln von Cigarbox-Gitarren

Verstohlen werden kleine Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln getupft, denn auch wenn Peter Bröker nun viel Zeit für Ehefrau Monika, für Haus und Garten in Alt-Nettelnburg und zum Basteln in seiner Werkstatt hat: Den Abschied von "seiner" Esso-Tankstelle an der Ecke Bergedorfer Straße/Sander Damm machten die 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem gelernten Kaufmann und Kfz-Meister nicht gerade leicht. Sie ließen ihren Chef und dessen Frau nach 35 Jahren Schaffensfreude strammstehen. Zum Abschied gab es Blumen, Geschenke und Gutscheine.

Sich als Pächter der Esso-Tankstelle allein mit der Funktion der acht Tanksäulen, der Autowaschanlage und dem gut sortierten Shop zu beschäftigen, hat dem 63-Jährigen nie gereicht. In zwölf Jahren Esso-Station an der Kieler Straße in Stellingen und 16 Jahren "Tanke" in Bergedorf hat er als respektierter Meister 26 Lehrlinge ausgebildet. Ehrenamtlich engagierte er sich über 30 Jahren lang als Mitglied des Esso-Prüfungsausschusses. Zudem agierte er als Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Esso-Tankstellenpächter und -Händler. "Ich wollte nicht nur Trittbrettfahrer sein", sagt Peter Bröker heute.

Für ihn steht Esso für stetigen Fortschritt. Ein Meilenstein des Fortschritts sei die Einrichtung des ersten Backshops an Tankstellen in den 90er-Jahren gewesen. "Wir waren die ersten, die nicht nur Zündkerzen angeboten haben", erinnert sich der 63-Jährige. Mit seinem Team hat er damals mit Sammelheften bei Events wie dem Schlagermove und Eishockeyspielen der Hamburg Freezers geworben. Den Kontakt zu netten Kunden hat Bröker immer gern gesucht. Das sei mittlerweile allerdings schwierig geworden. "Die meisten gucken heutzutage doch nur auf ihr Handy", sinniert er.

Über die Zeit als Pächter-Ehepaar könnten die Brökers leicht ein Büchlein schreiben. Die Erinnerung an versuchte Überfälle und Tank-Diebstähle schieben sie aber gern beiseite. "Wir hatten ja die beruhigende Nähe zum Polizeikommissariat. Anzeige haben sie einmal erstattet, weil eine Kundin ohne zu bezahlen vom Hof fuhr. Sie meldete sich aber wenig später von selbst und bezahlte die "Zeche", denn der Diebstahl war einem Notfall geschuldet. Ihr Hund war von einer Wespe gestochen worden und kollabiert. Auf dem Weg zum Arzt merkte "Frauchen", dass der Tank ihres Autos fast leer war. Angesichts der langen Warteschlange an der Kasse habe sie in ihrer Not mit dem Vorsatz zurückzukommen, die Flucht ergriffen.

Auch wenn Peter Bröker künftig auf solche Geschichte verzichten muss, wird es ihm nicht langweilig werden: Er freut sich auf das Basteln an Cigarbox-Gitarren, rechteckigen Bluesgitarren aus Mississippi, die aus Zigarrenkisten gebaut wurden. Die möchten Peter und Monika Bröker auch vor Ort bewundern.