Bergedorfer Wirtschaftskonferenz: Die “hidden champions“ treffen auf Politik und Verwaltung

Wer glaubt, dass Bergedorfs Unternehmer nicht über den Tellerrand blicken, hat wohl kein Menü bestellt. Denn auch die Chefs kleinster Firmen sind weltweit bekannt und vertreiben als Marktführer ihre Nischenprodukte: Da stehen etwa Lohbrügger Lehr-Skelette in China (3 B Scientific), ergonomische Stühle in Italien oder den USA (Nitzbon). Da wird ein norwegisches Kreuzfahrtschiff mit Moorfleeter Pflanzen geschmückt (Dauerflora), werden Allermöher Lasertechnik (Dwenger), Bergedorfer Stahlkonstruktionen (Benson) und Lohbrügger Gastechnik (Greggersen) exportiert. Auf etliche Niederlassungen - etwa in Spanien, Russland, Polen und Japan - verweist die Fristam Pumpen KG.

Und das sind nur wenige Beispiele für sogenannte "hidden champions": Von den gut 10 000 Unternehmen im Bezirk "sind mindestens fünf Prozent international tätig", schätzt Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, der nun zur ersten Bergedorfer Wirtschaftskonferenz einlädt. Gemeinsam mit gleich drei Kammern (Handel, Handwerk und Landwirtschaft) wird es am 2. April, 18 Uhr, im Haus im Park ein großes Netzwerken geben - inklusive Wirtschaftsvereinigung WSB, Politik und Verwaltung. Vor der Podiumsdiskussion mit fünf Unternehmern lauschen die erwarteten 130 Gäste einem Impulsreferat von Prof. Dr. Thomas Straubhaar. Der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts lehnt seine Rede an den Titel der Konferenz an: "Lokal verankert, weltweit erfolgreich: Bergedorfs Unternehmen im internationalen Wettbewerb".

Wie ist das Marketing aufgebaut? Wie funktioniert der internationale Vertrieb? "Wir wollen die unternehmerische Fantasie beflügeln", sagt Klaus Fischer (Handwerkskammer), zugleich die Identifikation mit dem Standort Bergedorf stärken, um "die Infrastruktur vor Ort zu gestalten", so Marc Wilken (WSB).

Mit Blick auf die Tatsache, dass nur wenige Unternehmer in der Bezirksversammlung sitzen, "sind auch kritische Fragen an die Politik erlaubt", meint Baudezernent Uwe Czaplenski: "Wir müssen unsere gewerbliche Entwicklung weiterführen. Mich erreichen jährlich mindestens 20 Anfragen mit dem Wunsch nach Vergrößerung."

Und auch Arne Dornquast möchte "die Zukunft planen und ein Bewusstsein für Vorratshaltung schärfen", hat im Hinterkopf, dass in Bergedorf 15 Hektar Gewerbeflächen zur Verfügung stehen. Ein Großteil werde weiterhin zentral über die Liegenschaft vergeben, wie etwa am Brennerhof oder an den Schleusengärten. Zugleich aber sei ein Senatsbeschluss auf der Zielgeraden, der "wohl ab Mai" dem Bezirk die Vergabe kleinerer Gewerbeflächen erlaubt, etwa an der Brookkehre, am Havighorster Weg, am Dusiplatz und an der Gerhard-Falk-Straße.

"Wir wollen Schanzen-Qualität, aber keine Schanzen-Mieten", gibt Bezirksamtsleiter Dornquast die Planungsrichtung vor. Das Thema Flächenbedarf und -kosten sei überhaupt ein "Juckepunkt" (WSB) und könne eine zweite Konferenz bestreiten, sind sich die Initiatoren einig, die schon jetzt hoffen, dass die Bergedorfer Wirtschaftskonferenz - übrigens nach Eimsbüttler Vorbild - eine jährliche Tradition wird.

Unternehmer "quer durch alle Branchen" mit mehr als zehn Mitarbeitern wurden bereits durch Wirtschaftsförderer Till Bode eingeladen, weitere Interessenten können sich bis zum 28. März kostenlos anmelden, per E-Mail an svenja.busch@hk24.de.