Bürgerpreis: Dr. Wolfgang Schäfer ist fast sein halbes Leben für den Verein “Bildung und Leben“ aktiv

Er könnte sein Rentnerdasein genießen, ein bisschen im Garten werkeln und viel Zeit mit Frau und Tochter verbringen. Doch 15 bis 20 Stunden wöchentlich reserviert Dr. Wolfgang Schäfer allein für sein Ehrenamt: Dann unterrichtet er Kinder, Jugendliche und seltener Erwachsene in dem von ihm mitgegründeten Verein "Bildung und Leben". Mit anderen ehrenamtlichen Dozenten, die wie er keinen Cent für ihre Arbeit bekommen, bereitet er Jugendliche aufs Abitur vor, übt mit Schülern Konzentration, Rhetorik oder "effizientes Lesen" und leistet auch noch viel Organisationsarbeit.

Schon seit 32 Jahren verschenkt der 67-jährige Diplom-Pädagoge sein Wissen, ist deshalb für den von unserer Zeitung und der Volksbank Bergedorf ausgelobten Bürgerpreis nominiert. Studenten einer kirchlichen Gruppe in Eppendorf, zu der Schäfer zählte, gründeten einst den Verein. Die Idee, in kleinem Rahmen und kostengünstig Jugend- und Erwachsenenbildung anzubieten - vor allem auch für Kinder aus ärmeren Familien - wuchs schnell über Hamburg hinaus. Der Verein, der als gemeinnützig anerkannt ist, bietet zudem seit vielen Jahren Jugendreisen an (www.bildungundleben.de).

Für die Seminare des Hamburger Vereins stellte Schäfer sogar bis vor kurzem sein Zuhause zur Verfügung: In der Dachkammer seines Hauses an der Sander Straße wurden jahrelang Kurse abgehalten - bis der Platz jetzt doch zu eng wurde. Weil 2013 immerhin mehr als 100 Schüler unterrichtet wurden, zog der Verein an die Bleichertwiete 6-8 um. Hier im Hinterhof, in den noch etwas provisorischen aber funktionalen Räumen, sollen die Kurse künftig angeboten werden - zudem in den Zweigstellen in Glinde und Schwarzenbek.

Auch vor seiner Rente hat sich Dr. Wolfgang Schäfer immer viel Zeit für das Ehrenamt genommen. Der Diplom-Pädagoge, der in Eppendorf aufwuchs, arbeitete hauptberuflich unter anderem als Jugenddiakon, beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) und als freiberuflicher Dozent. Immer übernahm er auch andere Ehrenämter, etwa in der Kirche und bei einem Kulturtreff für Ausländer in Dulsberg.

1987 zog er nach Bergedorf "weil ich das immer schon schön fand". Er bot hier in seinem Privathaus die Kurse an. So richtig kann er gar nicht erklären, warum er all die Jahre des Unterrichtens nicht müde geworden ist - trotz Beruf plus Ehrenamt. "Man muss ja fit bleiben", sagt er nur, "und eine Aufgabe haben". Das Ehrenamt bedeutet auch, immer um Geld für den Verein zu kämpfen - die kleine Aufwandsentschädigung, die Teilnehmer zahlen, reicht kaum für Unterrichtsmaterial und Porto.

Hat Wolfgang Schäfer dann doch mal etwas Zeit, verbringt er diese am liebsten mit seiner Frau Katharina (42) und Töchterchen Isabelle. Vor vier Jahren erst ist der 67-Jährige erstmals Vater geworden. Und hätte seitdem auch gar keine Zeit mehr für weitere Hobbys, wie er schmunzelnd sagt: "Gestern Abend musste ich meiner Tochter allein drei Geschichten vorlesen."