Spitzenkandidaten stellen sich Mittwoch den Fragen, etwa zu Flächenbedarf und Ausbildung

In Bergedorf haben sie inzwischen schon Tradition. Wo andernorts sich Parteien mühen müssen, ihre Kandidaten vor Wahlen öffentlich ins rechte Licht zu rücken, werden sie in Hamburgs östlichstem Bezirk zu Podien eingeladen, etwa von Bürgerverein und Gewerkschaften. Nachdem Bergedorfs Handwerker vergangenes Jahr die Bundestagskandidaten unter die Lupe genommen haben, sind 2014 die Bezirkspolitiker an der Reihe. Zum Handwerker-Aschermittwoch am 5. März (19 Uhr Alt Lohbrügger Hof) sind Vertreter aller in der Bezirksversammlung vertretenen Parteien eingeladen.

Anders als 2013 soll es dieses Mal um Themen gehen, die im Bezirk oder zumindest auf Landesebene in Hamburg entschieden werden. Standortpolitik und Wirtschaftsförderung zählen ebenso dazu wie Verkehrsplanung und, mit Abstrichen, die Ausbildungsproblematik. Vor den für den 25. Mai angesetzten Wahlen zum Europaparlament und Hamburgs sieben Bezirksversammlungen, sollen die Kandidaten Rede und Antwort stehen.

"Wo bleiben Gewerbe und Handwerk?", sorgt sich etwa Klaus Fischer, Handwerkskammer Hamburg, mit Blick auf Stadtentwicklung und Flächenangebot. Wenn alle Planungen dem Wohnungsbau, Logistik und der Entwicklung von Hightech-Clustern untergeordnet werden, "welche Entwicklungsmöglichkeiten bleiben dann noch dem Handwerk?" Dabei sind die 8800 Betriebe und etwa 90 000 Mitarbeiter in Hamburg ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. Fischer: "Müssen wir uns erst als Handwerks-Cluster definieren, um besser wahrgenommen zu werden?"

Ein weiteres Problem benennt Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg: Bei den hohen Kosten in Hamburg gegenüber dem Umland müsse zumindest die Infrastruktur stimmen. "Tatsächlich wirft der sich weiter verschlechternde Straßenzustand Probleme auf. Wer auf schlechten Tempo-30-Strecken nur annähernd die erlaubte Geschwindigkeit fährt, riskiert Glasbruch, oder dass frisch lackierte Möbel Schaden nehmen."

Im Verhältnis zu anderen gut aufgestellt sehen Fischer und Hamburg den Bezirk Bergedorf in den Bereichen Ausbildung und Wirtschaftsförderung. Der größte Bezirk der Hansestadt, Wandsbek, verfügt bestenfalls noch über einen Teilzeit-Wirtschaftsförderer, "in Bergedorf ist die Situation mit Herrn Bode deutlich besser", lobt der Handwerkskammer-Beauftragte für die Bezirke, Klaus Fischer. "Der kurze Draht ist besonders für das Handwerk wichtig", unterstreicht Hamburg. "Unsere Meister wollen Ansprechpartner vor Ort und nicht für jede Frage nach Hamburg verwiesen werden."

Mit der Ausbildungsplatzinitiative, dem "Arbeitskreis Schule Wirtschaft" und aufgrund enger Kontakte aller Beteiligten sei die Verzahnung im Bereich Ausbildung eng, loben Fischer und Hamburg. Bergedorfs Bezirkshandwerksmeister wünscht sich jedoch mehr praktische Unterstützung. "Das Handwerk ist weiterhin ein großer Ausbildungssektor in Bergedorf." Viele Landessieger dokumentierten die hohe Qualität der Ausbildung. "Andererseits bieten wir auch vielen Jugendlichen Chancen, die es sonst schwer hätten; es wäre toll, wenn die Betriebe Unterstützung bekämen, etwa in Form von Deutsch-Nachhilfekursen", so Christian Hamburg. Wer zumindest seinen Stundenzettel fehlerfrei ausfüllen könne, habe später im weiteren Berufsleben weniger Probleme.