Bürgerpreis-Kandidat: Planen, kalkulieren, organisieren: Werner Kleint bewegt viel für Bergedorf-West

Seine ehrenamtlichen Arbeitsstunden kann wohl niemand zählen. Schließlich muss Werner Kleint selbst schon eine Excel-Tabelle zu Hilfe nehmen, um all seine Ämter der vergangenen 30 Jahre aufzulisten. 1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Beisitzer, Schriftführer, Revisor, Kassenwart - und das bei vier verschiedenen Vereinen zeitweilig parallel: Der 63-Jährige hat sich für Bergedorf-West vielfach engagiert, ist deshalb für den von unserer Zeitung und der Volksbank Bergedorf ausgelobten Bürgerpreis vorgeschlagen. "Ich identifiziere mich einfach mit dem, was in Bergedorf-West passiert", sagt er.

Dabei ist der Schifffahrtskaufmann, der bis vor kurzem voll berufstätig war und jetzt aus gesundheitlichen Gründen vor der Rente steht, eigentlich ein Nettelnburger. Aber 1983, als er in die Angelsparte im SV Bergedorf-West eintrat, nahm das Schicksal seinen Lauf. Denn schnell war Kleint 2. Vorsitzender, seit 1987 dann 1. Vorsitzender und übernahm fortan immer weitere Aufgaben im Stadtteil.

Werner Kleint führte zunächst die Angelsparte aus dem SV Bergedorf-West heraus und machte sie zum eigenständigen Verein ("Angeln und Sport passt nicht"), betonte zudem den Naturschutzgedanken. Kleint kennt die Kritik am Angeln, sagt aber auch: "Schützen und nutzen schließt sich nicht aus - Angler merken immer zuerst, wenn mit einem Gewässer etwas nicht stimmt." Das nehmen die Angler, die unter anderen auch für die Neuallermöher Fleete zuständig sind, sehr ernst. Sie rufen dort dreimal jährlich zu Reinigungsaktionen auf. Ein weiteres Projekt ist jetzt eine genaue Kartierung der Gewässer und ihres Verschlammungsgrades.

Als 2. Vorsitzender der Arge Bergedorf-West, in der sich Vereine und Institutionen des Stadtteils zusammengetan haben, ist Kleint zudem neben Fritz Manke ein Kämpfer für die Bürgerhäuser im Stadtteil. Kleint ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Pavillon P5 am Friedrich-Frank-Bogen nicht aufgegeben werden musste, als 2013 der größte Mieter auszog und die verbliebenen Nutzervereine vor ein Finanzierungsproblem stellte. Er setzte sich hin, rechnete alles durch, kündigte zu teure Verträge und reduzierte andere Ausgaben. Nun ist der Pavillon fit für die Zukunft - was vielen Bürgern zugute kommt. Denn neben dem Angelverein hat hier der Seniorenclub seinen Sitz, gibt es zudem einen kleinen Gastraum, wo sich Bürger ohne Verzehrzwang treffen und klönen können. "Es ist sozusagen die Keimzelle im Haus", sagt Kleint. Dass Bürger, die einsam oder arm sind, hier Gesellschaft und günstige Getränke bekommen, "ist mir ein Anliegen".

Privat verbringt Kleint seine Freizeit mit seiner Frau, den beiden Stieftöchtern und den drei Enkelkindern. Und er ist immer gern in der Natur: "Ich fahre viel mit dem Rad und ich fotografiere gern."

Doch die Arbeit geht dem 63-Jährigen, der auch im Angelsportverband Hamburg und dem SV Bergedorf-West aktiv war oder ist, nie aus. Mal muss ein Vertrag aufgesetzt, die neue Steuergesetzgebung verstanden oder ein Fördertopf gefunden werden. Denn Kleint kapituliert so schnell vor nichts. Doch er sorgt sich: Die Riege der Ehrenamtlichen vor allem in der Arge ist zumeist schon älter, es fehlt an Nachwuchs. Also wird er weiterhin zur Stelle sein: jeden Montag im P5.