Bürgerhäuser: 650 Protestkarten gegen Kürzungen übergeben

Mit Aussitzen sind die Probleme der vier Bürgerhäuser im Bezirk nicht aus der Welt zu schaffen: Vertreter aller Treffs haben dies in der jüngsten Bezirksversammlung mit einem gemeinsamen Auftritt deutlich gemacht. Die anschließende Diskussion um wachsende Finanznot drehte sich wieder mal im Kreis. Die Initiatoren wollen nicht nachlassen, planen bereits die nächsten Schritte.

Bevor die Bürgerhaus-Vertreter einen Karton mit gut 650 Protestkarten an das Präsidium übergaben, hatten Dagmar Kossendey (Westibül), Bettina Merker (Haus brügge), Angela Jeglin für das KulturA und Uwe Jensen (Bürgerhaus Allermöhe) abwechselnd vorgelesen, was auf den Karten steht.

Unter dem Motto "Der letzte Keks ist noch nicht gegessen" haben die Nutzer geschrieben, was sie am jeweiligen Bürgerhaus schätzen. Neben der Chance, der Einsamkeit zu entfliehen und soziale Kontakte bei Treffen mit Jung und Alt zu knüpfen, war es ein ums andere Mal die Chance, ein leckeres günstiges Essen in Gesellschaft zu genießen. Und das auch, wenn das kaum zum Nötigsten reicht.

Tatsächlich müssen Bürgerhäuser wichtige Angebote streichen, vor allem, um trotz Wegfalls der Ein-Euro-Kräfte weiter Gastronomie bieten zu können. Uwe Jensen forderte Auskunft, ob die Bezirkspolitiker weiterhin 30 000 Euro aus dem "extra geschaffenen Quartiersfonds zurückhalten wollen, obwohl es in den Bürgerhäusern erhebliche Einschränkungen gibt?"

Fast 350 000 Euro erhielten die Häuser 2012, "dieses Jahr ist es nicht viel weniger, nur die Spielregeln sind anders", sagte SPD-Fraktionschef Paul Kleszcz. Der Quartierfonds sei nicht allein zur Unterstützung der Bürgerhäuser von der Bürgerschaft beschlossen worden: "Es sollen Projekte unterstützt werden, die unverschuldet durch den Wegfall von Ein-Euro-Jobs in Schwierigkeiten geraten sind. Und auch Initiativen und ihre Arbeit in den Stadtteilen."

"SPD will die Bürgerhäuser ruhig stellen"

Das sehen Grüne und Linkspolitiker anders. "Geld zurückzuhalten, verstärkt die Not der Bürgerhäuser noch", kritisierte die Grüne Ute Becker-Ewe. Derzeit liefen in den Bürgerhäusern Abbrucharbeiten, schimpfte Linksfraktionschef Stefan Jersch. "Die kann die SPD mit auf jeweils auf 2000 Euro begrenzten Häppchen aus dem Quartiersfonds nicht überdecken."

CDU-Pendant Sven Noetzel sieht die SPD in der Gesamtverantwortung. Die Bürgerschaftsmehrheit habe den Haushalt beschlossen, "nun will Bergedorfs SPD die Bürgerhäuser ruhig stellen oder gleich am langen Arm verhungern lassen". Dennoch unterstützt die CDU den SPD-Antrag zur Verteilung von 30 000 Euro an örtliche Initiativen: "Weil die Maßnahmen gut und wichtig sind", so Noetzel.

Das meint auch Linkspolitiker Ernst Heilmann. Allerdings dürfe die Förderung nicht auf Kosten der Bürgerhäuser geschehen. Der Umgang mit ihnen sei "wie Homöopathie am Sterbebett - da machen wir nicht mit".

Gegen die Linkspartei hat die breite Mehrheit das Förderprogramm "Wir im Quartier - Förderung der Stadtteilarbeit im Bezirk Bergedorf" beschlossen. Im Februar soll über die dann eingegangenen Anträge entschieden werden.

Für die Bürgerhäuser sei dieser Weg nicht möglich, stellt Jensen klar. "Wir haben schon jetzt zu wenig Geld. Wer von uns soll dann noch neue Aufgaben in Angriff nehmen?" Die Behauptung, die Treffs hätten nur geringe Einbußen zu bewältigen, weist er zurück: "2012 haben wir 116 000 Euro erhalten, 2013 sind es 93 500, kommendes Jahr noch 87 000 Euro."