Austausch: Dr. Christian Klie unterstützt Sheila Githui aus Kenia

Exotischer Besuch in der Praxis von Dr. Christian Klie und Tom Meder: Die kenianische Medizinstudentin Sheila Githui hospitiert bei den Hals-Nasen-Ohrenärzten im Neuen Mohnhof - und die 23-Jährige mit den unzähligen Zöpfen ist für drei Monate auch privat Gast bei Familie Klie.

"Als ich von dem Austauschprogramm mit der Universität von Nairobi gehört habe, war ich sofort dabei", sagt Christian Klie, der Ende der 80er-Jahre selbst einige Monate in einem District-Hospital in Tansania hospitierte. "Das war zum Ende meines Studiums ein Eintauchen in eine andere Welt. Schön, dass ich jetzt etwas zurückgeben und auch eine junge Medizinerin beim Sammeln von internationaler Erfahrung unterstützen kann."

Sheila Githui nutzt die guten Kontakte des Deutschen Clubs ihrer Universität nach Hamburg. Hier organisiert Dr. Cornelia Dreyer von der Endoklinik regelmäßig für Oktober bis Januar Hospitationen kenianischer Medizinstudenten kurz vor deren Abschluss. Fünf sind gerade in der Hansestadt, bekommen freie Kost und Logis bei engagierten Arztfamilien wie den Klies.

"Bei uns wird jetzt Englisch am Frühstückstisch gesprochen. Das beeindruckt die Kinder mindestens ebenso wie der direkte Kontakt mit einem farbigen Menschen", sagt Christian Klie mit Blick auf seinen sieben- bis zehnjährigen Nachwuchs. Für die angehende Ärztin - sie will Chirurgin oder Gynäkologin mit eigener Praxis in Kenia werden - beginnen so spannende Tage im deutschen Gesundheitssystem. Neben der Hospitation in der HNO-Praxis ist sie am Marienkrankenhaus im Einsatz, dort vor allem in der Notaufnahme und auch im OP.

"Eine beeindruckende Erfahrung, für die ich gern meine Semesterferien geopfert habe", sagt Sheila Githui, die ab Mitte Januar daheim für das Examen des fünfjährigen Studiums büffeln muss. "Geht alles glatt, bin ich im November 2014 fertig und kann vielleicht als Assistenzärztin an einem Hospital in Nairobi anfangen. Wenn ich die Chance bekomme, will ich zur späteren Facharzt-Ausbildung wieder ins Ausland gehen."

Die junge Frau gehört zum Stamm der Kikuyu und damit einer privilegierten Schicht in Kenia an. Ihr Vater ist Tierarzt, die Mutter Dozentin. Auch ihre beiden älteren Brüder studieren. Deshalb hat sie mit dem Alltag in Deutschland keine großen Probleme. "Auch das Gesundheitssystem ist ähnlich. Es gibt auch bei uns eine allgemeine Krankenversicherung, die Behandlung in Privatkliniken ist für viele Menschen aber unbezahlbar", sagt Sheila Githui. "Nur an das Hamburger Wetter kann ich mich nicht gewöhnen. Zu Hause fühlen sich 18 Grad schon eisig an. Niedriger ist die Temperatur in Nairobi nie. Derzeit haben wir 30 Grad."