Einkaufszentrum: Veraltete Substanz und Leerstand - alle sehen Handlungsbedarf

2006 war es die Haspa. Zwei Jahre später der Brautmoden-Laden. Und dann ein Gemischtwarenhandel. Nun kehrt auch KiK dem Einkaufszentrum am Rappoltweg den Rücken: Die Billig-Textilkette hat ihre dortige Filiale zum 17. November geschlossen, steigt Ende November aus dem Mietvertrag aus. Die Erwartungen an den Standort hätten sich "nicht erfüllt", so eine Sprecherin des Unternehmens, das die Ladenfläche derzeit räumen lässt.

Es ist längst nicht der einzige Leerstand in dem betagten Einkaufszentrum, in dem sich diverse kleine Geschäfte (Friseur, Imbiss, Apotheke, Lotto-Laden, Reinigung und andere) sowie ein Penny-Markt tapfer gegen ein 60er-Jahre-Flair aus Waschbetontreppen, rostigen Metallgeländern und Flachdachbauten behaupten. Das EKZ gilt zwar als unverzichtbarer Nahversorger besonders für ältere und wenig mobile Lohbrügger. Doch mit jeder Geschäftsaufgabe wächst hier die Angst vor einem Domino-Effekt und dem langsamen Sterben des alten Zentrums.

"Wir mögen das Lebensumfeld hier. Aber die Anlage ist einfach nicht mehr zeitgemäß; die Mischung ist unattraktiv und das Angebot zu klein", sagt ein Geschäftsinhaber, der seinen Namen jedoch nicht nennen möchte. Auch Kunden kritisieren unter anderem das Fehlen "einer Drogerie und eines Bekleidungsgeschäfts" oder auch "die Dreckecken und die schreckliche Tiefgarage".

Passiert ist bisher wenig, auch weil die Gebäude vier verschiedenen Eigentümern gehören - einer GmbH, einer Gesellschaft, einer Wohnungsbaugenossenschaft und einem Luxemburger Fonds. Vor allem der Draht zu letzterem gilt als schwierig. Die verbliebenen drei Eigentümer wollen jetzt aber notfalls ohne die Luxemburger Nägel mit Köpfen machen. "Wir sind uns alle einig, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht", sagt Dr. Jürgen Koether, dessen Immobilienverwaltung den Penny-Vermieter vertritt. Nicht nur die veraltete Bausubstanz, auch Vandalismus in der Tiefgarage und im direkten Umfeld müssten im Interesse der Eigentümer und Kunden ein Ende finden.

Sicher ist, dass der Standort für Wohnen und Nahversorgung (möglichst mit den bisherigen Mietern der Läden und Praxen) erhalten bleiben soll - auch auf Wunsch des Bezirks. Doch mit ein bisschen Modernisierung ist es nach Meinung von Dr. Koether nicht getan: "Wahrscheinlich muss alles abgerissen und neu gebaut werden." Noch seien die Planungen zwar ganz am Anfang, müsse auch erst geprüft werden, "wie es sich für die Investoren rechnet". Doch er ist optimistisch, dass dem Bezirksamt schon im Frühjahr konkrete Pläne für einen Neubau vorgelegt werden. "Ich glaube daran."

Vorsichtiger gibt sich noch Marco Hahn, einer der Vorstände der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (vhw), die ebenfalls Eigentümer ist. "Ob es einen Neubau gibt, steht noch in den Sternen", so Hahn. Allerdings sei die "vhw" im Prozess auch eher Beobachter, da Einzelhandelsentwicklung nicht ihr Kerngeschäft sei. Eines bestätigt aber auch er: "Der Handlungsbedarf ist groß, und wir sind an einer vernünftigen Lösung interessiert."