Mitgliederzuwachs: Bergedorfer Marktgemeinschaft stellt sich neu auf

Aufbruchstimmung bei Bergedorfs Marktbeschickern. Privatisierungspläne des Bezirksamtes für die Wochenmärkte wie auch der Wunsch, die eigene Zukunft selbst zu gestalten, lassen die Händler zusammenrücken.

Zeitweilig hatte die 1999 gegründete "Marktgemeinschaft Bergedorf Lohbrügge e.V." Probleme, sich Gehör zu verschaffen.

Zu gemeinsamem Marketing, längeren Marktzeiten oder dem inzwischen gescheiterten Nachmittagsmarkt am Lohbrügger Bahnhofseingang konnten sich die verbliebenen wenigen Mitglieder nur schwer oder gar nicht auf gemeinsame Positionen verständigen. Freies Parken für eine Stunde im Parkhaus Bergedorfer Schoßstraße beziehungsweise samstags auf dem Schulgelände neben dem Lohbrügger Markt waren lange Zeit die herausragenden Errungenschaften.

Inzwischen ist die Mitgliederzahl jedoch auf gut 50 angewachsen. In der Vergangenheit bestanden scheinbar unüberbrückbare Gegensätze zwischen Modernisierern und Marktbeschickern der alten Schule. Etwa zwischen Händlern und Erzeugern, die sich teils bis heute gegen verlängerte Marktzeiten mit dem Hinweis wehren, dann bliebe ihnen immer weniger Zeit für die Arbeit auf dem Feld oder im eigenen Gewächshaus. Fakt ist aber: Wollen die Wochenmärkte gegen die wachsende Konkurrenz von Vollsortimentern oder Mega-Supermärkten mit immer größeren Frischeabteilungen und immer längeren Öffnungszeiten bestehen, müssen sie neue Kunden für sich gewinnen.

Am heutigen Montag kommen Bezirksamt und Markthändler zum zweiten Mal zu einem Runden Tisch zusammen. Die Ziele sind leicht genannt, aber schwierig umzusetzen. Eine Privatisierung der Wochenmärkte samt befürchteten Kostensteigerungen wollen die Händler verhindern, zugleich selbst verstärkt aktiv werden.

Erster sichtbarer Ausdruck des gewachsenen Selbstbewusstseins ist der Internetauftritt der Marktgemeinschaft unter www.bergedorfer-wochenmaerkte.de . Neben Hinweisen zu Events, Tipps zu Obst und Gemüse der Saison und Portraits vieler Händler, kommt eine Übersicht aller Märkte im Bezirk. Außerdem Hinweise, wo welcher Händler wann zu finden ist.

Mit Werner Strehle haben sie sich einen Sprecher gewählt, der zwar selbst kein Marktbeschicker ist, hochwertigen Lebensmitteln und den Wochenmärkten jedoch eng verbunden ist. Der 63-jährige Nettelnburger war bis zu seiner Rente als Geschäftsführer der Großküchenkette "Ergo Gourmet" deutschlandweit tätig. "Das Angebot, vor Ort etwas zu essen, muss mehr umfassen als nur Bratwürstchen", sagt Strehle mit Blick auf die Wochenmärkte.

Den Gedanken, sich breiter aufzustellen, füllen die Aktiven derzeit mit Leben: So sollen für die Märkte mittelfristig bislang nicht vertretene Anbieter gewonnen werden. Zudem sind Kooperationen geplant. "Mit der Bergedorfer Wirtschaftsinitiative WSB sind wir im Gespräch, ebenso mit Marlies Clausen. Mit dem Rieckhaus beziehungsweise dem Bergedorfer Museum reden wir über gemeinsame Aktionen, etwa eine Erdbeerwoche auf den Märkten im Umfeld des großen Erdbeerfestes ums Rieckhaus", sagt Strehle.

Mit Events zu saisonalen Highlights können die Märkte neue Kunden ansprechen, ist Strehle überzeugt: "Im Gespräch sind etwa eine Matjeswoche oder Spargelwochen zur Saison."

Zu entsprechenden Gerichten müsse es dann aber auch möglich sein, einen passenden Riesling oder Rivaner anzubieten. Strehle: "Es kann nicht sein, dass an jeder Bude quer durch die Stadt Glühwein angeboten wird, aber für die Wochenmärkte jeder Alkohol-Ausschank verboten ist."