Bethesda: Dienstleistungsvertrag mit Fachärzten gekündigt

Die Schlaganfallversorgung am Bethesda Krankenhaus Bergedorf (BKB) kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nicht genug, dass nach gut acht Jahren die Zertifizierung als Stroke Unit noch nicht abgeschlossen ist. Nach der Insolvenz der Hanserad-Gruppe (Radiologie) und der kurzzeitigen Schließung des Schlaganfallzentrums wegen des Ausfalls eines alten Computertomografen sorgt nun die Kündigung des Dienstleistungsvertrags mit dem Neurozentrum für Irritationen. Dessen Ärzte gewährleisteten bislang die erforderliche 24-Stunden-Bereitschaft.

Noch im Januar hatte BKB-Geschäftsführerin Margret von Borstel erklärt, die neurologische Versorgung für das Schlaganfallzentrum werde künftig mit neu angestellten Medizinern sowie den Fachärzten des am BKB ansässigen Neurozentrums sichergestellt. Nun sollen allein die für die Geriatrie eingestellten Neurologen eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft gewährleisten.

"Gegebenenfalls müssen wir uns für die Rufbereitschaft noch nach Verstärkung umschauen, ohne fest angestellte Neurologen bekommen wir aber die Zertifizierung nicht", betont von Borstel. Die Leitung des Schlaganfallzentrums liege nun beim Chefarzt der im Aufbau befindlichen Geriatrie. Für den Zehn-Millionen-Euro-Neubau wurde kürzlich Richtfest gefeiert. "Das Ganze ist auch eine finanzielle Frage", sagt der BKB-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Eberhard Meincke. "Wir können uns neben zwei neuen Neurologen nicht noch die zwei Ärzte des Neurozentrums leisten."

Die für ein Schlaganfallzentrum geforderte 24-Stunden-Bereitschaft der Radiologie soll nachts weiterhin per Teleradiologie garantiert werden. Bislang stellen Hanserad-Röntgenärzte nach Feierabend die Begutachtung sicher, auch von zu Hause aus. Der Hanserad-Insolvenzverwalter hat inzwischen die Genehmigung einer teleradiologischen Versorgung durch eine Fachpraxis in Herne (Nordrhein-Westfalen) beantragt. Dies diene der Versorgungssicherheit, sagt von Borstel. Derzeit sei das BKB aber im Gespräch mit mehreren Anbietern. In der Entfernung mag Prof. Meincke kein Problem sehen: "Herne ist doch viel dichter als etwa Dubai", befindet er schmunzelnd mit Blick auf die Metropole am Persischen Golf, wo viele Ex-Hanserad-Chef Prof. Wolfgang Auffermann vermuten.

Die Feuerwehr fahre das BKB weiter mit Schlaganfallpatienten an, sagt Dr. Stefan Kappus. Der ärztliche Leiter des Hamburger Rettungsdienstes mag aber nicht ausschließen, dass Rettungskräfte von Fall zu Fall ihre Präferenzen weitergeben. Nach Einschätzung der Gesundheitsbehörde erreiche das BKB "den gleichen Behandlungsstandard wie andere Schlaganfallzentren - Stroke Unit darf es sich aber nicht nennen, die Betten führende Abteilung müsste dafür eine neurologische Abteilung sein".

Die mit eigener Praxis am BKB tätigen Fachärzte des Neurozentrums halten sich bedeckt. In Bergedorfs Politik wächst derweil die Unruhe. Für morgen sind BKB-Geschäftsführung und der Aufsichtsratschef in den Gesundheitsausschuss eingeladen. Die Politiker möchten in der um 17.30 Uhr beginnenden Sitzung im Rathaus unter anderem erfahren, wie weit die Zertifizierung gediehen ist.

Mit Spannung erwartet neben vielen Bezirkspolitikern auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gert Kekstadt die Aussagen. "Die Antworten, die ich auf meine Fragen aus der Gesundheitsbehörde erhalten habe, werfen gleich wieder neue Fragen auf."