Bergedorf-Süd: Konzeptentwickler legen erste Ergebnisse vor

Fenster können dreifach verglast werden, Häuser-Rückwände mit Mineralfasern gedämmt, Dächer und Kellerdecken isoliert werden - "das könnte bis 2050 die Hälfte des Wärmebedarfs einsparen", meinen Henrik Diemann (Metropol Grund GmbH) und Jan Schülecke (MegaWatt GmbH), die sich um die energetische Sanierung im Entwicklungsgebiet Bergedorf-Süd kümmern. Sie sind von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt beauftragt, ein Konzept zur CO2-Reduzierung zu erarbeiten - und stellten ihre ersten Ergebnisse nun dem Quartiersbeirat vor.

"Die Gründerzeit-Fassaden wollen wir nicht anfassen", stellte Diemann klar, schließlich stünden von den insgesamt rund 500 Gebäuden etwa 60 unter Denkmalschutz, mehr als die Hälfte seien "stadtbildprägend mit Backstein-Relevanz", so etwa die Rudolf-Steiner-Schule. Insgesamt zeigt der Bestand 380 Gebäude ohne Außendämmung auf, nur 78 Häuser seien gedämmt. 4600 Bewohner zählt Bergedorf-Süd, wo sich Mehrfamilienhäuser (56%) neben Wohn- und Gewerbe-Immobilien (27%) und Gewerbe (11%) finden.

Die Umfrage bei den Versorgern ist interessant: 90 Prozent aller Gebäude werden mit Erdgas erwärmt, sieben Prozent mit Strom - das sind die Nachtspeicheröfen. Der gesamte Wärmeverbrauch liege im Gebiet bei 38 900 Megawattstunden - im Geschäftsbereich besonders niedrig, hier heizen die vielen Lampen die Räume auf. Im Durchschnitt verbrauche ein Haus, das zwischen 1919 und 1960 erbaut wurde, 148 Kilowattstunden (kWh), könnte durch Sanierung auf 36 kWh gedrosselt werden. Anders bei den Baujahren 1984 bis 2009, wo von 72 auf 30 kWh gesenkt werden könnte, so die Energie-Fachleute, die auf moderne Gebäudehüllen und Lüftungstechnik setzen.

Das Potenzial ist offenbar groß, für Fotovoltaik etwa stünden 31 000 Quadratmeter an möglicher Fläche zur Verfügung, wodurch 20 Prozent des Stromverbrauchs zu erzeugen wäre. Sogar 30 Prozent der Wärme könnte die Solarthermie auf 35 000 Quadratmetern erwirtschaften.

"Machen Sie Wärmekraftkopplung mit Erdgas", raten die Experten den Eigentümern. Zugleich empfehlen sie Blockheizkraftwerke, etwa im Lichtwarkhaus oder in der Steiner-Schule, ebenso im geplanten Neubaugebiet am Brookdeich. So könne insgesamt der Energiebedarf des Quartiers bis 2050 um die Hälfte gesenkt werden - mit neuen Anteilen: Zu 45 Prozent wäre Gas erforderlich, zu 27 Prozent Erdwärme. Hinzu kämen zehn Prozent Biomethan (Erdgas aus erneuerbaren Energien), Strom (10%) und Solarthermie (8%).

Das gesamte etwa 200 Seiten starke Gutachten soll im Herbst fertig werden und dem Stadtplanungs-Ausschuss vorgestellt werden. Dann wollen Diemann und Schülecke bekräftigen, dass bis 2050 genau 74 Prozent aller Gebäude energetisch saniert sein könnten. Doch in jedem Fall brauche es einen Sanierungsmanager, um das Gutachten umzusetzen, nicht zuletzt die Bewohner zu verständigen. Denn: Bei einer Sanierung müssten sie mit einer Kaltmiete-Erhöhung von 2,58 Euro pro Quadratmeter rechnen, was sich jedoch durch staatliche Förderung auf einen Euro drosseln ließe.

Die Hamburger Handwerkskammer bietet übrigens eine kostenfreie Beratung zur Energieeinsparung an - und schickt Experten in die Bezirke: Am kommenden Montag, 26. August, sind die Energieberater im Zentrum für Wirtschaftsförderung, Bauen und Umwelt neben dem Bergedorfer Rathaus.

Noch gibt es freie Termine zwischen 14 und 17 Uhr. Um eine Anmeldung wird dringend gebeten unter Telefon (040) 35 90 58 22.