Huhn ausgesetzt: Seniorin geht im Schlosspark auf die Pirsch

Der Schreck war groß. Als Kinder am Sonntagabend am Rande des Bergedorfer Schlossparks einen braunen Pappkarton öffneten, flatterte auf einmal ein Huhn heraus. Das aufgescheuchte Tier suchte schnell ein Versteck im Gebüsch, die Kinder blieben verwundert zurück. Auf dem Weg zum gemeinsamen Abendessen mit einer Freundin beobachtete Christa Seifert zufällig das Geschehen und macht sich seitdem große Sorgen um das ausgesetzte Huhn. "Schließlich beginnt morgen das Stadtfest und dann strömen massenhaft Leute durch den Park. Ich habe Angst um das arme Tier", sagt die 75-Jährige.

Die Kinder hatten der Seniorin noch erzählt, dass ein Mann den Karton neben dem Brückengeländer am Parkeingang abgestellt habe. Offenbar hat er das Huhn dort mutwillig ausgesetzt. Warum er sich dafür gerade den Schlosspark ausgesucht hat, kann sich Christa Seifert nicht erklären: "Das Tierheim an der Süderstraße würde das Huhn ja auch aufnehmen. Nur sie haben keine Zeit, um es selber einzufangen", sagt Seifert.

Darum ging die Seniorin am Sonntagabend gemeinsam mit ihrer Freundin gleich selber auf die Pirsch. Doch mit Katzenkorb und Kescher ließ sich das scheue Tier nicht fangen. Mit Einbruch der Dunkelheit gaben die Damen nach zwei Stunden die Jagd auf. "Und dann war uns auch der Appetit auf Hühnchen vergangen. Dann haben wir lieber Krabben gegessen", scherzt die Seniorin.

Doch die 75-Jährige ließ sich durch die ergebnislose Jagd nicht entmutigen, kehrte in den folgenden Tagen immer wieder in den Schlosspark zurück. Denn die Sorge um die braune "Lisa", wie die Seniorin das scheue Huhn taufte, ist zu groß. "Wahrscheinlich ist das Tier ja auch gar nicht daran gewöhnt sich alleine zu ernähren", sagt sie.

Um dem Huhn eine lebenswerte Haltung zu ermöglichen, mobilisierte sie sogar den Bürgernahen Beamten der Polizei und zehn Kunden der Bergedorfer Tafel, die Büsche und Hecken durchsuchten. "Der Polizist war ganz nah dran!" Doch dann verschwand das Tier im Unterholz. Christa Seifert hofft weiterhin, dass jemand "Lisa" fängt und in eine sichere Haltung übergibt.