Ausbildungsstart: Sie werden Bürokauffrau und Mechatroniker - Andere suchen noch

Der Lehrherr verpflichtet sich zu einer gewissenhaften Ausbildung, während der Lehrling "seinen Vorgesetzten Gehorsam und Achtung zu erweisen hat", sich "innerhalb und außerhalb des Betriebes anständig und ordentlich zu betragen hat". So jedenfalls stand es in einem Lehrvertrag von 1949. Darüber kann Gerd Plambeck noch schmunzeln: Der ehemalige Chef des Bergedorfer Seniorenbeirats schaut stolz auf seinen Kaufmannsgehilfenbrief: "Da habe ich trotz Flausen im Kopf wohl damals alles richtig gemacht."

Heute ist vieles anders. Der handschriftliche Lebenslauf ist out, wichtiger sind PC-Kenntnisse, Pünktlichkeit und Praktika. Das wissen jetzt die Geschwister Julia (20) und Jannik (16) Knobloch aus Lohbrügge: Beide starten am 1. August eine Ausbildung im jeweiligen Traumberuf. Auch für suchende Jugendliche gibt es noch immer viele Ausbildungsplätze (siehe Titel), einige auch mit Start zum 1. September.

Julia musste erst 50 Bewerbungen schreiben. Und immer wieder erklären, warum sie das Gymnasium Bornbrook mit einem Realschulabschluss verlassen hat: "Mein Vater war zwei Jahre zuvor gestorben und ich wollte einfach lieber eine Lehre als Abitur machen", sagt sie. Die erste Ausbildung als Steuerfachangestellte war ihr jedoch zu langweilig, jetzt soll es die Bürokauffrau werden, mit etwas mehr Kundenkontakt: Zum Lohbrügger Glas- und Gebäudereiniger Holger Dittrich kann sie radeln.

Und macht das sogar schon seit einigen Wochen, allerdings auf 450-Euro-Basis: "In der Lehre werde ich wohl 470 Euro netto verdienen. Keine Chance also, in Bergedorf eine eigene Wohnung zu finden", sagt Julia. Sie tanzt in ihrer Freizeit gern Zumba - wenn dafür noch Zeit bleibt, denn schließlich muss sie künftig auch noch für die Berufsschule lernen. "Die ist leider in Steilshoop, da habe ich eineinhalb Stunden Fahrtweg."

Bruder Jannik hat kürzere Wege: Die Berufsschule für Kfz-Mechatroniker steht am Berliner Tor, seine dreieinhalbjährige Lehre kann er beim Autohaus Krüll in Bergedorf starten. "Da haben meine Großeltern ihren Ford gekauft. Und ich konnte da ein Schulpraktikum machen, durfte Öl ablassen, Reifen wechseln und eine Stoßstange abbauen", sagt der 16-Jährige. Er ist technisch und handwerklich begabt - aber weniger in Chemie: Deshalb hat es mit dem Abitur auf der Stadtteilschule nicht geklappt.

Wie haben sich die beiden vorbereitet? "Das Arbeitsamt hat mir drei Monate lang Vorschläge gemacht, aber meist für Einzelhandel statt Bürokauffrau", sagt Julia kritisch. "In der GSB war eine Berufsberaterin der Gewerbeschule 20, die hat uns tolle Tipps gegeben, etwa wo noch gesucht wird", sagt Jannik. Er weiß aber von sechs Schulfreunden, die bisher noch keine Lehre gefunden haben.