Lohbrügge (tv). “Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren an dieser Hochschule, aber ein Erster Bürgermeister von Hamburg hat uns bisher noch nicht beehrt“ - mit diesen freudigen Worten begrüßte Prof. Dr. Claus-Dieter Wacker, Dekan der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), den hohen Besuch.

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und der SPD-Direktkandidat für die Bundestagswahl, Metin Hakverdi, ließen sich gestern Nachmittag im Vorfeld einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadtteilschule durch die Labore der HAW-Fakultät "Life Sciences" an der Lohbrügger Kirchstraße führen.

Scholz zeigte sich erstaunt darüber, dass der HAW-Standort, der in den 70er-Jahren für 728 Studierende konzipiert wurde, heute 3600 Studenten Platz bietet: "Haben Sie denn in all den Jahren niemals angebaut?" - "Doch haben wir", entgegnete Wacker. "Ein kleines technisches Gebäude ist hinzugekommen. Ansonsten ist es hier inzwischen richtig eng geworden."

Hamburgs HAW-Präsident Prof. Dr. Michael Stawicki nutzte die Gelegenheit, die beiden hochrangigen Genossen in bildungspolitischen Fragen ins Gebet zu nehmen: "Dass die zweite Phase des Hochschulpaktes noch nicht abschließend finanziert ist, finden wir ebenso unerfreulich wie die Tatsache, dass die dritte Phase in die Zeit nach 2015 verschoben ist. Wir brauchen dringend mehr Studienplätze. Hier am Bergedorfer HAW-Standort haben wir zwischen fünfeinhalb und 20 Bewerbungen pro Studienplatz in den 16 Studiengängen." Der Bund müsse in die Basisfinanzierung von Hochschulen einsteigen und in Studienplätze investieren, anstatt nur eine Handvoll Vorzeige-Universitäten zu fördern.

Dekan Wacker ergänzte die Wunschliste: "Unser Gebäude braucht dringend eine weniger energieverschwenderische Außenfassade. Wir haben hier an den Fenstern noch die Alu-Profile aus dem Baujahr 1971." Der Bau eigne sich bestens als Anschauungsobjekt für technische Studiengänge, scherzte der Dekan: "Hier kann man regelrecht zuschauen, wie die Wärme an die frische Luft fliegt."

Wackers zweites großes Anliegen ist ein eigenes Promotionsrecht für die HAW in Lohbrügge. Im Jahr 2008 war dieses Ziel beinahe schon erreicht. In einem Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Regierung vom April 2008 ist nachzulesen, dass an der HAW-Fakultät Life Sciences auch Doktorarbeiten geschrieben werden sollten. Doch dann schlief das Vorhaben ein. Derzeit sind an der HAW in Kooperation mit anderen Universitäten 45 Promotionen in Arbeit.

"Unsere Wärmedämmung stammt noch aus dem Baujahr 1971" Prof. Dr. Claus-Dieter Wacker, HAW-Dekan für "Life Sciences"