Lohbrügge. Wer sich als ehrenamtlicher Sterbebegleiter engagiert, erntet oft erstaunte Reaktionen: “So etwas machst du? Wie kannst du das aushalten?“ Daran müssen sich jetzt auch die acht Neuen gewöhnen, die ihre Ausbildung nach sieben Monaten abgeschlossen haben und nun die 19 Begleiter im Bergedorfer und 26 Begleiter im Reinbeker Hospiz-Dienst verstärken werden.

"Er hat so sehr gelitten, das hat uns alle stark bewegt", erinnert sich Britta Paulsen an den Onkel, der an Krebs starb. Auch der Tod ihrer Oma sei schrecklich gewesen: "Sie wurde einfach in eine würdelose Abstellkammer des Krankenhauses geschoben", ärgert sich die 43-Jährige aus Ochsenwerder bis heute: 20 Jahre später nun will sie helfen und Sterbenden zur Seite stehen. "Ich kann mich jetzt auch besser in Demenz-Kranke hineinversetzen und habe viel über Schmerztherapie gelernt", sagt Paulsen, die ein Praktikum im Altersheim absolvierte, nun hofft, stark genug zu sein, "um den Hospizdienst seelisch zu schaffen".

Gute Erfahrung indes sammelte die Lohbrüggerin Melanie Shahbaz, deren Großmutter im Othmarschener Sinus-Hospiz starb: "Als Angehörige hängt man völlig in der Luft, aber da bekam ich Halt und wurde wärmstens empfangen. Das möchte ich weitergeben", sagt die 24-Jährige, die beruflich als Pflegehelferin arbeitet: "Da muss alles zackzack gehen. Als Sterbebegleiterin kann ich mich mehr auf eine Person konzentrieren", meint die Mutter zweier Kinder.

96 Jahre alt ist die älteste der zehn Klienten, die derzeit von den Bergedorfern begleitet werden, meist einmal pro Woche für zwei Stunden. "Es gab auch schon eine Anfrage von einer Mutter, deren 59-jährige Tochter stirbt", sagt Koordinatorin Gabi Özcerkes, deren Verein zwölf Jahren nach Gründung noch immer nicht sehr bekannt sei.

Nicht einmal ihre Eltern wollten sich mit dem Tod beschäftigen, "obwohl sie schon 76 und 78 sind", berichtet Monika Möller. "Der Tod wird in der Gesellschaft verdrängt, das Thema muss mehr in die Öffentlichkeit", postuliert der ehemalige Lehrer Michael Hupe aus Reinbek. Der 65-jährige hat viele Monate lang einen Bekannten begleitet, der sehr dankbar war: "Ich hörte all die Jugend- und Kriegsgeschichten, die seine Frau längst kannte. Am Ende jedoch wurde er leise und erlosch wie eine Kerze."

Und längst nicht jeder hat Freunde und Familie: Von sterbenden Menschen, die wohnungslos und zugleich schwer krank sind, berichtet ein Vortrag am 14. Mai, 19 Uhr, im Lohbrügger Gemeindehaus an der Riehlstraße. Der Eintritt ist frei, "aber Spenden sind erbeten", sagen die Sterbebegleiter unisono, die wissen, dass ihre Vereine gute Referenten - auch für die monatliche Supervision - anheuern.