Lohbrügge (stri). Der Countdown läuft im Computerraum: 19 Lohbrügger Stadtteilschüler werkeln an den letzten Details ihrer Präsentation, die sie am Freitag auf der Hamburger Mineralien- und Fossilienmesse vorstellen dürfen.

Ihr Thema am Fair-Trade-Stand: Nachhaltigkeit. "Wir müssen einfach was tun", sind sich die Jugendlichen einig, die das Profil "360 Grad - nach uns die Sintflut?" gewählt haben.

Vier Semester lang werden die Fächer Biologie, Chemie und Geografie vernetzt, liegt das Augenmerk auf Umweltschutz, Gesundheit und Lebensqualität. "Wir lernen, aus vielen Perspektiven zu denken und zu handeln", sagt Lehrer Andreas Tismer (36), der erst vor einem Jahr aus Berlin nach Lohbrügge wechselte, um hier das neue Schulprofil aufzubauen. Es steht mit vier weiteren Hamburger Schulen in Verbindung, die das "Geosystem Erde" vermitteln - prompt mit Erfolg: In der Kategorie "Lehrer: Unterricht innovativ" wurden die Hamburger jüngst mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet.

Das Spektrum ist eine große Herausforderung: "Wir machen in der Klasse Mülltrennung, nehmen Glas- statt PET-Flaschen und bedrucken Papier von beiden Seiten", sagt etwa die 17-jährige Pia. "Wir wollen einen vegetarischen Tag in der Mensa einführen", sagt Kristina (17), die entsetzt war, als sie lernte, dass für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 15 000 Liter Wasser gebraucht werden. Umweltschutz beginnt auch nicht erst vor der Haustür, sondern schon vor dem eigenen Kleiderschrank: Bis die Baumwolle gewässert und gewachsen ist, damit sie mal eine coole Jeans wird, braucht es 20 000 Liter Wasser.

Mit dem Thema Goldabbau beschäftigt sich gerade Marcel. Der 18-Jährige weiß, dass Gold mit Zyanid vom Stein getrennt wird. In der Verkettung gelangt vergiftetes Wasser zu den Menschen, die in Afrika oder Peru im Bergbau arbeiten. Dabei liegt so viel Gold ungenutzt herum: "In jeder Handy-Platine sind 0,25 Gramm Gold. Weltweit liegen aber 83 Millionen Handys ungenutzt in Schubladen herum, da schlummern umgerechnet 887 Millionen Euro", sagt Lehrer Tismer, der nicht nur ein großer Recycling-Fan ist, sondern auf vielen Ebenen einen Mehrwert sucht, um die Welt zu schützen: "Wir wünschen uns noch Verbundpartner und suchen mehr Schulen, die unser Unterrichtskonzept übernehmen und ergänzen wollen."