Bergedorf. Dienstag und Freitag ist Markttag in der Chrysanderstraße am Schlosspark - der Einkaufstreffpunkt im Herzen von Bergedorf war einst der größte und umsatzstärkste Wochenmarkt in der ganzen Region. Doch das ist schon ein paar Jahre her.

Wo früher von 8 bis 13 Uhr durchgängig reger Betrieb herrschte, ist es jetzt zwischen Ständen und Gängen manchmal seltsam still, besonders am Dienstag. Dann treten die Händler von einem Bein aufs andere, warten auf Kunden.

"Schauen Sie mal: hier ein Lücke und da auch", sagt Fischhändlerin Carmen Niemz (41) und weist auf die Marktfläche. "Einige Kollegen kommen schon gar nicht mehr, weil es sich hier nicht mehr lohnt." Etwa um die Hälfte, schätzt ihr Ehemann Tilo (42), ist in den vergangenen fünf Jahren der Umsatz an den Dienstagen geschrumpft, und auch freitags rollt der Rubel nicht mehr wie früher. "Woran es liegt? Das wüssten wir gern selbst, denn dann könnten wir ja gegensteuern", bedauert Niemz.

"An mangelnden Parkmöglichkeiten kann es nicht liegen", sagt Eier- und Kartoffelhändler Olaf Hirsch (51), der zweimal in der Woche aus Handorf bei Winsen kommt. "Wir bieten unseren Kunden ja Parkplätze im Sachsentor-Parkhaus an." Auch er muss feststellen, dass sich der Markt am Dienstag nicht mehr recht lohnt. "Die Wochentage in Lüneburg und Maschen laufen deutlich besser, und meine Anfahrt ist nicht so lang."

Laut Gemüsehändlerin Birgit Scharnberg (52) aus Curslack haben sich die Lebensgewohnheiten der Menschen geändert: "Die Leute kochen in der Woche nicht mehr so viel wie früher. Daher wird dienstags auch weniger eingekauft als am Freitag. Hinzu kommt, dass jetzt immer mehr Kinder mittags in der Schule oder in der Kita versorgt werden. Und diese Kantinen versorgen sich zentral, nicht beim Wochenmarkt in der Nachbarschaft."

"Das Angebot in Bergedorf ist einfach zu groß", klagt ein Öko-Lebensmittelhändler, der schon seit 1980 auf dem Chrysander-Markt steht. Ihm macht besonders der Bio-Supermarkt "Denn's" zu schaffen, der vor zwei Jahren an der B 5 eröffnet hat. "Und dann sind 2011 auch noch die Standgebühren mal eben um 30 Prozent erhöht worden."

"Der neue Markt Donnerstagnachmittag auf der Lohbrügger Bahnhofsseite hat alles noch verschlimmert", meint Fischhändlerin Niemz. "Es gibt zu viele Wochenmärkte im Raum Bergedorf." Für die Kunden versucht sie es irgendwie positiv zu sehen: "Hier in der Chrysanderstraße muss man jetzt nicht mehr lange Schlange stehen."