Bergedorf. Der Musterknabe könnte bald als Streber gemobbt werden: Bergedorf gilt bei der Ausstattung seiner Sportanlagen als Vorbild in Hamburg. Kein Bezirk hat zum Beispiel so viele Kunstrasenplätze wie Bergedorf mit derzeit zwölf Anlagen.

Doch das weckt Neider. Und die dürften 2013 ihre Chance wittern: Mit dem Jahreswechsel werden die Aufgaben Bau und Bauunterhaltung aus dem Sportamt heraus in die Bezirke verlagert. Was nach mehr Eigenständigkeit für Bergedorf klingt, ist in Wirklichkeit eine neue Zentralisierung - und eine gefährliche dazu. Denn die Zuständigkeit für Neubauten wird im "Bezirklichen Sportstättenmanagement" konzentriert und beim Bezirk Mitte angesiedelt. Gelenkt durch Mehrheitsentscheidungen der sieben Bezirke werden von dort die jährlich acht Millionen Euro Investitionsmittel verteilt. Wichtigstes Entscheidungskriterium soll der Zustand der jeweiligen Sportanlage sein.

"Damit wird Bergedorf für das vorbildliche Engagement um seine Plätze abgestraft", ärgerte sich Paul Kleszcz (SPD) im Kultur- und Sportausschuss. Mit Blick auf den großen Einsatz und die Co-Finanzierungen der Sportvereine nannte es Michael Mirbach (Linke) sogar "die Kastration unserer Bergedorfer Lösung".

Um den Eingriff zumindest etwas zu entschärfen, gab das Gremium Dezernentin Angela Braasch-Eggert ein einstimmiges Votum mit auf den Weg zur letzten Verhandlung: Ausschlaggebend für die Vergabe der acht Millionen Euro solle nicht die Pflegebedürftigkeit der Plätze sein, sondern deren Nutzungsintensität durch im Hamburger Sportbund organisierte Sportler. Hintergrund: In keinem Bezirk gibt es anteilig zur Bevölkerung so viele Aktive wie in Bergedorf.

Ob sich Braasch-Eggert damit durchsetzt, ist fraglich: Entschieden wird durch Votum aller sieben Bezirke.