Bergedorf. “Hey, das macht ja richtig Spaß“, freue ich mich nach meiner zweiten Runde über den VHH-Betriebshof.

"Ja, das geht allen so", meint Fahrlehrer Jens Klose. "Busfahren macht süchtig." Nach seinen Worten mache ich meine Sache am Steuer des 13 Meter langen VHH-Busses gar nicht mal schlecht. Hin und wieder gerät mir eine Kurve zu eng, sodass Klose sich genötigt sieht, auf sein Fahrlehrer-Bremspedal zu treten und mich zum Gegenlenken aufzufordern. Und ein bisschen schwer fällt es mir noch, die recht tief liegende Fahrzeugfront elegant und lautlos über den Kantstein schweben zu lassen. Dass die Vorderräder ihre Position hinter meinem Sitzplatz haben - so etwas muss man erst einmal verinnerlichen.

Fahrschule hat Tradition bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein. Schon im Jahr 1946 gründete das Unternehmen - damals hieß es noch Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn - Hamburgs erste Fahrschule. Heute bilden VHH-Fahrschulleiter Holger Zimny und seine sechs Fahrlehrer jährlich bis zu 70 Busfahrschüler aus. 16 Prozent von ihnen sind Frauen, mit steigender Tendenz. "Noch Anfang der 80er-Jahre ist es in Bergedorf passiert, dass Fahrgäste sofort wieder ausstiegen, als sie am Steuerrad eine Frau sahen", erinnert sich Zimny. Heute hat er mit Maria Wulf auch eine weibliche Fahrlehrerin im Schulungsteam.

Helena Plath (31) aus Osdorf macht seit einigen Wochen die Ausbildung mit täglichem Theorie-Unterricht und Fahrstunden. "Busfahren, das wollte ich schon immer", sagt die Köchin, die aus der Ukraine stammt. "Jetzt fragen meine Kinder schon immer nach, wann sie denn endlich mal bei mir mitfahren dürfen."

Immer mehr Frauen hinter dem Buslenkrad

Ein wenig dürfte das noch dauern. Denn als bisherige Besitzerin eines Führerscheins der Klasse B (früher: 3) für Pkw hat sie mindestens 85 Pflichtfahrstunden zu absolvieren, bevor sie die Prüfung für Klasse D (Bus) oder DS (Bus mit Anhänger) ablegen darf. Für die Arbeit im VHH-Liniendienst reicht das aber nicht. Dafür braucht Helena Plath auch noch die Berufskraftfahrer-Qualifikation, die von der Industrie- und Handelskammer abgeprüft wird. Ist das alles geschafft, darf sie für die VHH tatsächlich Fahrgäste chauffieren, in den ersten Wochen aber nur in Begleitung eines erfahrenen Kollegen.

"Der Beruf ist ideal für Quereinsteiger", sagt VHH-Sprecher Rolf Westphalen. "Früher brauchte man als Busfahrer auch viel technisches Verständnis, weil man bei Pannen das Fahrzeug selbst reparieren musste." Heute erledigt das die Werkstatt, deren Mitarbeiter auf Funkruf sofort anrücken. Gleichwohl sind technische Themen durchaus Bestandteil bei der Fahrerausbildung. "Es ist ja von Vorteil, wenn der Fahrer schon bei der Schadensmeldung eine Einschätzung geben kann, was am Fahrzeug kaputt ist.

Gegenwärtig suchen die VHH noch Bewerber für die Busfahrerausbildung. Ob das wohl für mich das Richtige wäre? Zum Abschluss meiner kleinen Betriebshof-Runde kommt die schwierigste Aufgabe: Eine 180-Grad-Kehrtwendung, und dann weniger als 30 Zentimeter dicht am Kantstein zum Stehen kommen - wie an einer Haltestelle, wo die Leute bequem ein- und aussteigen wollen. Ich schlage das Lenkrad voll nach links ein, ziehe schwungvoll meinen Bogen, lasse die rechte vordere Ecke samt einer Türhälfte über den Kantstein schweben - da macht Jens Klose eine Vollbremsung und grinst: "Wollten Sie den Spiegel abrasieren?" Der steht etwa einen halben Meter vom Fahrzeug ab, und beinahe wäre ich damit gegen einen Laternenpfahl geknallt. Busfahren ist eben doch nicht so einfach, wie es aussieht...