Neuallermöhe (ts). “Wenn wir uns untereinander nicht helfen, dann hilft uns niemand“, ist ein Satz von Ole Rehmeyer. Und dass der Staat sich immer mehr aus seiner sozialen Verantwortung zurückzieht. Der Bürger sei gefordert. Er sei gefordert.

Sich für Menschen in Not stark zu machen, ist für den 24-jährigen Krankenpfleger aus Neuallermöhe fast schon Leidenschaft. "In meiner Konfirmandenzeit habe ich gemerkt, dass es Spaß macht, anderen zu helfen", sagt Rehmeyer, der jetzt ein Kandidat für den Bürgerpreis der Volksbank Stormarn und der Bergedorfer Zeitung ist.

Ein Jugendtreff, eine Musikkneipe für Jugendliche, das war sein Traum. In der Kirchengemeinde Bergedorfer Marschen hat man ein offenes Ohr für ihn. Er darf das Jugendhaus neben der Franz-von-Assisi-Kirche nutzen. So entsteht 2008 "Die Hütte rockt". Bergedorfer Bands geben Konzerte. Das Haus ist voll. Es kommen auch Jugendliche, die Probleme haben, aus armen Familien. In Rehmeyer reift die Idee, mit dem Erlös aus den Konzerten Not leidenden Menschen zu helfen. 2010 organisiert er gemeinsam mit Freunden ein Benefizkonzert für die kleine Laura. Die schwerbehinderte Fünfjährige kann nicht sitzen und laufen. Fast 2000 Euro bekommen die Jugendlichen zusammen, und Laura kann die dringend benötigte Petö-Therapie finanziert werden.

"Damals habe ich gemerkt, dass ich gut organisieren kann und was für ein tolles Gefühl es ist, jemandem helfen zu können", sagt Rehmeyer. Mit seinen Freunden Peter Simon (22), Sebastian Lange (23), und Timo Redhead (20) gründet er "Music helps". "Ich wollte die Hilfe richtig professionell aufziehen", sagt er. Im Internet kann unter www.music-helps.de nun jeder, der Hilfe braucht, um Unterstützung bitten. Die jungen Leute legen sich ins Zeug. Weitere Benefizkonzerte folgen. Einem kleinen Jungen aus armen Verhältnissen wird ein lang ersehntes Autobett spendiert. Bei einem Konzert im Pinkhaus kommen über 400 Euro für russische Terroropfer zusammen. Rehmeyer kümmert sich um Sponsoren, entwirft Flyer, nimmt Kontakt zu Hilfesuchenden auf. Das Engagement der Vier erregt Aufmerksamkeit. Im Frühjahr wird "Music helps" von der "Hamburger Morgenpost" mit dem Stadtteilpreis 2011 geehrt.

Aktuell versucht Rehmeyer mit seinen Mitstreitern, das Geld für eine Rollstuhlsicherung zusammenzubekommen. Der 13-jährige Dennis ist an den Rollstuhl gefesselt. Um den Rollstuhl gefahrlos im Fahrzeug transportieren zu können, braucht die Familie eine entsprechende Sicherung. Doch die Krankenkasse weigert sich, die Kosten in Höhe von 1500 Euro zu übernehmen. "Unglaublich. Aber immer öfter zahlen die Kassen notwendige Dinge einfach nicht", empört sich Rehmeyer. Zu Weihnachten möchte er der Familie die Rollstuhlsicherung schenken. Unter anderem mit einem Adventsbasar soll das Geld zusammenkommen. Freizeit bleibt bei den vielen Aufgaben kaum. "Aber da hat sich Jana schon dran gewöhnt", sagt Rehmeyer, der mit seiner Freundin in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Neuallermöhe lebt.