Bergedorf. Wer macht eigentlich Urlaub in Bergedorf? “Kaum jemand“, sagt Sylvia Bartels-Strangmann, Hotelbesitzerin, frühere Dehoga-Vorsitzende und heutige Chefin von Bergedorf Tourismus.

Zwar gibt es bei uns rund ein Dutzend Hotels mit insgesamt 800 Zimmern, und die sind übers Jahr gerechnet zu etwa 70 Prozent belegt, schätzt Bartels-Strangmann.

Mindestens neun von zehn dieser Übernachtungen in Bergedorf sind aber dienstlich oder geschäftlich. "Und wer in seiner Freizeit kommt, bleibt meist nur für zwei oder drei Tage zum Städteurlaub", beschreibt die Gastronomin. "Auch die steigende Zahl von Fahrradtouristen hält es meist nur wenige Tage in den Vier- und Marschlanden." Wir haben ein paar Bergedorf-Urlauber in ihren Hotels besucht.

"Wir haben hier ein kleines Juwel entdeckt", schwärmen Doris (65) und Helmut Pyczak (68) aus dem fränkischen Erlangen. Vermutlich wären die beiden früheren Gymnasiallehrer nicht auf die Idee gekommen, ihre Ferienzeit in Bergedorf zu verbringen, wenn - ja, wenn nicht ihr Sohn vor zwei Jahren im Geesthachter Helmholtz-Zentrum eine Stelle als Physiker angetreten hätte und mit seiner Familie in den Sellschopstieg nach Bergedorf gezogen wäre. Seitdem kommen Doris und Helmut Pyczak mehrmals im Jahr während der Hamburger Schulferien für eine Woche nach Bergedorf, verbringen viel Zeit mit ihrem Enkelsohn Makoto. Während dieser Zeit wohnen sie im Hotel Bergedorfer Höhe, das schon fast wie ein zweites Zuhause für sie geworden ist.

"Natürlich fahren wir auch mal nach Hamburg und gehen dort in ein Konzert", sagt Doris Pyczak. "Aber es gibt auch in Bergedorf und Umgebung viel zu erkunden." Die prachtvolle Nikolaikirche in Altengamme zum Beispiel, oder die Kirchen in Curslack und in Bergedorf. "Und wir gehen liebend gern im Sachsentor und hier im Villenviertel spazieren", sagt Helmut Pyczak. "Es ist schön zu sehen, wie gut die Leute ihre Häuser pflegen."

Einen Kurzurlaub im Bergedorfer Ramada-Hotel verbringen gerade Karin (36) und Guido Wahlmeyer (43) mit Söhnchen Justus (5) aus Osnabrück. "Ich will U-Bahn", ruft Justus, und Karin Wahlmeyer sagt lachend, "das hören wir uns schon seit Tagen an." Die Familie, die einen Reisegutschein im Internet ergatterte, möchte gern die Speicherstadt erkunden, und wenn es die Zeit erlaubt, noch einen kleinen Bummel durch Bergedorf machen.

Auch das Rentnerehepaar Marlies und Peter Klomp aus Kamp-Lintfort (Niederrhein) macht drei Tage Urlaub im Ramada. "Das war hier einfach das günstigste Übernachtungsangebot. Wir haben uns schon die Hamburger Innenstadt angeschaut und wollen heute zum Schulauer Fährhaus, die Schiffe angucken", sagt Marlies Klomp. Für einen Bummel durch Bergedorf bliebe leider keine Zeit.

Kerstin Hauser von der Geschäftsleitung des Ramada Hotels freut sich über die zahlreichen Sommerurlauber. "Außerhalb der Saison nächtigen bei uns ja vor allem Geschäftsreisende", sagt sie. Zurzeit seien die Touristen jedoch eindeutig in der Überzahl. "Am Wochenende waren wir komplett ausgebucht", freut sich Kerstin Hauser.