Bergedorf (tv). Noch immer ist es ein Rätsel, woher der tückische EHEC-Erreger in unserem Essen stammt und in welchen Nahrungsmitteln er lauern könnte.

Die Verbraucher im Raum Bergedorf reagieren zunehmend irritiert und bleiben besonders skeptisch bei Gemüsesorten, die einmal im Verdacht standen, den Keim zu tragen - auch wenn dieser Verdacht sich hinterher nicht bestätigt hat.

"Es ist eine regelrechte Hysterie", klagt die Curslacker Landwirtin und Gemüsehändlerin Birgit Scharnberg auf dem Lohbrügger Wochenmarkt. "Die Leute sprechen von Killer-Gurken, weil sie das in der Boulevardpresse gelesen haben." Birgit Scharnberg verkauft nur noch halb so viele Salatgurken und Tomaten wie sonst, beim Kopf- und Feldsalat ist der Absatz gar um 90 Prozent zurückgegangen. Die Folgen der EHEC-Panik sind nach ihren Worten für die Gemüsebetriebe bereits schlimmer als nach der Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren. "Auch die Bergedorfer Tafel will jetzt nur noch einen Karton und nicht mehr zehn Kartons Salat haben", schildert die Geschäftsfrau. Dabei stammt ihre Ware ausschließlich aus eigenem Anbau. "Da setzen wir keinerlei Gülle ein, sondern Dünger, der nicht konzentriert ist."

Mitbewerberin Angelika Kröger aus Heidenau/Nordheide hat sogar Kunden erlebt, die Angst hatten, Erdbeeren zu kaufen: "Dabei müsste doch jeder wissen, dass man auf Erdbeeren keine Gülle schüttet." - "Es geht auch gar nicht mehr um Gülle", sagt Gemüsehändler und Standnachbar Andreas Cordes aus Winsen/Luhe, der von allen frischen Gemüsesorten nur noch die Hälfte verkauft. "Manche Kunden trauen sich nicht mal mehr, die Ware anzufassen. Die stehen da mit Zigarette und erzählen mir, wie schädlich meine Gurken sind."

Auch in den Restaurants ist Salat kaum gefragt. "Wir verwenden keine Sprossen, keine Gurken mehr und nehmen Cherrytomaten statt der großen", sagt Sunish Chopra vom indischen Restaurant "Sai". "Aber nur jeder zehnte Gast will noch den Salat, der bei uns zu jedem Hauptgericht dazugehört." Nicht anders die Erfahrung von Restaurantleiter-Assistent Ole-Christian Braasch im Block House: "Statt Salat bestellen die meisten Gäste jetzt lieber eine Suppe." Allerdings hat Braasch auch schon einen Gegentrend ausgemacht: "Manche Gäste freuen sich jetzt auch darüber, dass wir überhaupt noch Salat anbieten." Und Marktfrau Angelika Kröger erlebte gestern Kunden, die nach der Sprossen-Entwarnung meinten: "Wir lassen uns nicht länger verrückt machen und kaufen wie früher."