Bergedorf. Sanft schaukelt er Niklas Jo im Arm. “Wirklich ein niedlicher Kerl“, stellt Dr. André Motamedi lächelnd fest. Der drei Tage alte Niklas nimmt das Kompliment mit stoischer Ruhe zur Kenntnis.

Schließlich weiß er noch nicht, dass er vom Chef höchstpersönlich geschunkelt wird: Dr. André Motamedi ist neuer leitender Arzt der Frauenklinik im Bethesda Krankenhaus Bergedorf (BKB). Der 43-Jährige hat seine Stelle vor wenigen Tagen angetreten, macht sich derzeit mit der Abteilung und den Fachärzten der Umgebung vertraut. Die Stelle war vakant, seit der langjährige Chefarzt Dr. Helmut Corterier vergangenes Jahr in beiderseitigem Einvernehmen ausgeschieden ist.

Chef zu sein, ist für André Motamedi nicht neu. Der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe - weitergebildet in operativer Gynäkologie und Spezialist für Beckenboden- und Inkontinenz-Chirurgie - arbeitete zuvor als Chef der Frauenklinik im Klinikum Landsberg am Lech. Studiert hat der zweifache Familienvater, der in Düsseldorf geboren und im Emsland aufgewachsen ist, einst in Hannover. Dort promovierte er auch. Später arbeitete er unter anderem in Berlin, München und Würzburg, ehe er 2008 nach Landsberg wechselte. Doch der 43-Jährige wollte mit seiner Familie wieder gen Norden, bewarb sich an der BKB-Frauenklinik (27 Betten, 3 Oberarztstellen, 5 Assistenten, 10 Hebammen, 20 Pflegekräfte). "Außerdem hatte ich in Landsberg nicht so viele Gestaltungsspielräume, wie ich gehofft hatte", sagt Motamedi.

Die hat er am BKB und gedenkt sie zu nutzen. So möchte der 43-Jährige die Geburtsklinik wieder zu einem "Perinatalen Schwerpunkt" machen. Geburten mit zu erwartender Problematik könnten angenommen werden, wäre 24 Stunden am Tag ein Kinderarzt anwesend (zurzeit sind es vier Stunden). Eine entsprechende Kooperation mit dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gab es von 2008 bis 2009; das katholische Kinderkrankenhaus hat sie überraschend gekündigt. Motamedi möchte die Frauenklinik (ca. 900 Geburten im Jahr) zudem als Beckenboden- und Brustzentrum etablieren.

Bei so viel Arbeit trifft es sich gut, dass der Chefarzt mit seiner Frau und den beiden Söhnen (2/4 Jahre) bereits umgezogen ist, nur wenige Minuten vom BKB entfernt wohnt. Seinen Auto-Stellplatz vor der Klinik hat er schon abgegeben. "Ich gehe zu Fuß zur Arbeit."