Bergedorf. Die Zahlen schnellen hamburgweit in die Höhe, und auch in Bergedorf werden immer mehr Hilfen zur Erziehung (HzE) beantragt: Allein im vergangenen Jahr wurden dafür 16,5 Millionen Euro ausgegeben, gut vier Millionen Euro mehr als noch zwei Jahre zuvor.

Besonders teuer schlagen stets die stationären Hilfen zu Buche: 2009 wurden 225 Bergedorfer in Heimen untergebracht, meist in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Um diese Kosten zu senken und künftig möglichst solche Problemfälle zu vermeiden, will Hamburgs Sozialbehörde mehr Geld für niedrigschwellige Hilfen in die Hand nehmen: 170 000 Euro bekommt der Bezirk, davon gehen 53 000 Euro an die "Nestlotsen", die frühe Hilfen in Neuallermöhe anbieten. Mit den restlichen 117 000 Euro pro Jahr soll an der Bergedorfer Straße 126 das "Kernkontor", ein "Büro für soziale Fragen", betrieben werden. Träger ist der Verein "Familienhelden", dessen Geschäftsführer Frank Pressentin erklärt: "Wir richten ab sofort vier halbe Personalstellen ein, wollen im ersten Jahr mindestens 50 Ratsuchenden helfen und werden eng mit dem Jugendamt zusammenarbeiten."

Zur Zielgruppe zählen Alleinerziehende, Menschen in Scheidungs- und Krisensituationen sowie junge Eltern. Auch in Sachen Sozialarbeit und Erziehung wird beraten und bei Sucht- und Schuldenproblemen sowie medizinischen Fragen unterstützt. Das Büro soll werktags zwischen 9 und 17 Uhr, freitags bis 14 Uhr geöffnet sein und ist telefonisch erreichbar unter (0 40) 79 69 19 13. Zusätzlich soll nach den Sommerferien ein pädagogisches Familiencafé samt anwesender Kinderkrankenschwester im Lichtwarkhaus eingerichtet werden. Als weitere Ideen werden Kochkurse, Musikprojekte und ein Secondhand-Kinderladen genannt.

So löblich der Geldsegen der Sozialbehörde ist, umso größer war aber auch der politische Hickhack im Vorfeld: Denn die Jugendhilfe-Ausschüsse sollen ausdrücklich nicht einbezogen werden, was bei Vertretern von SPD und Linken für reichlich Kritik sorgte. Darüber hinaus gab es in Bergedorf Ärger über das Auswahlverfahren der insgesamt drei Bewerber. Die Behörde hatte ins Bergedorfer Rathaus einen Vertreter der Lawaetz-Stiftung geschickt, der "Verfahrensvorschläge" machte. Lawaetz soll das Projekt evaluieren - anhand welcher Kriterien der Erfolg gemessen werden kann, ist bislang aber noch nicht geklärt.