Bergedorf. Die giftige Vergangenheit von Bergedorfs Industrie und seinen chemischen Reinigungen ist noch immer Realität. Man muss nur tief genug graben. Das bestätigen Altlasten-Experten der Umweltbehörde. Seit Jahren verfolgen sie die Giftfahnen im Grundwasser.

Insgesamt elf großflächige Ausbreitungen von Lösemittel-Rückständen, Schwermetallen und Reinigungsmitteln sind heute bekannt, teils in Ausdehnungen von mehreren Quadratkilometern. Darunter befinden sich Giftfahnen von Hauni und Boehringer ebenso wie Hinterlassenschaften längst verschwundener Firmen. Hinzu kommen mehrere kleinere Giftablagerungen in Grundwasser führenden Schichten. Für unsere Zeitung haben Abteilungsleiter Dr. Hans Wirth und sein Bergedorfer Fachmann Helmut Gebe jetzt einen Überblick zusammengestellt.

"Bergedorf liegt mit rund 20 Fällen unter dem Hamburger Durchschnitt", sagt Wirth. "Hier gibt es keine Altlasten, die aus den Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs resultieren. Insgesamt sanieren oder beobachten wir 240 Giftfahnen im Untergrund der Hansestadt."

Größte Sorgen unter den Bergedorfer Fällen machen den Experten die Relikte zweier längst abgerissener chemischer Reinigungen: Bis 1970 arbeitete an der Ecke Chrysanderstraße/Bergedorfer Schloßstraße die Reinigung und Färberei Riemann. Sie sorgte für eine Giftfahne, die sich heute über etwa einen Kilometer Länge bis fast zum Lehfeld am Schleusengraben erstreckt - und sogar das Schutzgebiet des Wasserwerks Curslack streift. Das wird auch von den Hinterlassenschaften der 1996 abgerissenen Wäscherei Christen an der Ecke Wentorfer Straße/Gräpelweg bedroht.

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