Bergedorf. Mehr als einmal hatte er dieses ganz deutliche Gefühl, “gegen eine Wand zu rennen“. Bei den Behörden, bei den Müttern sowieso. Stefan P. (Name geändert) aus Bergedorf hat zwei Kinder von zwei Frauen - und musste in beiden Fällen hart darum kämpfen, seine Söhne (8 und 5 Jahre) nach der Trennung sehen zu dürfen.

Ledigen Vätern wie ihm hat der Europäische Gerichtshof jetzt, wie berichtet, den Rücken gestärkt: Die deutsche Regelung, wonach Väter ein gemeinsames Sorgerecht nur mit Einwilligung der Mütter erhalten können, verstoße gegen das Diskriminierungsverbot der Menschenrechtskonvention, entschieden die Richter.

Stefan P. sieht das nur als einen ersten Anfang. "In vielen Köpfen herrscht immer noch das Denken vor, dass die Mütter eine Art Monopol aufs Kind haben", sagt der Schlossermeister. Das zumindest habe er vor allem im Jugendamt erlebt: "Nur die männlichen Mitarbeiter haben mich auch mal unterstützt. Die Frauen haben den Kindesmüttern sofort geglaubt, wenn sie böse Gerüchte über mich streuten." Er sei schwach, gar ein Stalker, hatte eine der Frauen behauptet. Stefan P. leugnet das, sagt: "Ich musste immer wieder nachfragen, um mein Kind sehen zu dürfen, musste fast betteln."

Von der Mutter seines ersten Kindes trennte sich der 37-Jährige noch während der Schwangerschaft: "Sie hatte trotz unserer Beziehungskrise einfach die Pille abgesetzt, ich habe mich benutzt gefühlt." Bei der Geburt sei er dennoch dabei gewesen. Danach wollte er seinen Sohn sehen - "doch die Mutter hatte kein Interesse daran", erzählt er. "Sie hatte einen neuen Partner und sagte gleich, zu dem werde ihr Sohn eines Tages Papa sagen."

Stefan P. kämpft, geht zum Jugendamt, dann vor Gericht, erzielt Teilerfolge. "Aber das Problem war, dass ich damals kein gemeinsames Sorgerecht beantragt hatte. Ich war einfach nicht gut informiert."

Bei seiner neuen Freundin, die drei Jahre später von ihm schwanger wurde, hatte er "dazugelernt" - Mutter und Vater teilten sich das Sorgerecht, lebten auch zusammen. "Ich wollte alles richtig machen", sagt Stefan P. Doch als sich das Paar trennte, habe wiederum die Mutter die vereinbarte Besuchsregelung torpediert. "Einmal habe ich meinen Sohn ein Vierteljahr nicht gesehen. In der Zeit hatte er laufen gelernt und sagte schon erste Worte", sagt der 37-Jährige.

Inzwischen kann Stefan P. - auch dank Unterstützung des Vereins "Väteraufbruch" - seine Söhne nicht oft, aber regelmäßig sehen. Zumindest im Fall seines jüngeren Sohnes, der inzwischen in Kiel wohnt, hätte er mehr erkämpfen können, meint er. "Aber ich habe getan, was man mir geraten hat - ich habe losgelassen."