Bergedorf. Sportvereine und Schulen sind geschockt: Nun wurden schon 123 Turnhallen in Hamburg geschlossen - wegen möglicher Asbestbelastung an den Heizungsanlagen.

Betroffen sind auch zehn Hallen im Bezirk Bergedorf, darunter je eine an den Schulen Ernst-Henning-Straße, Richard-Linde-Weg und Altengamme-Deich sowie die Hallen der Schulen Nettelnburg, Leuschnerstraße, Mendelstraße, Kirchwerder, Curslack-Neuengamme, Mittlerer Landweg und Ochsenwerder.

"Das ist ein Desaster für Hunderte Hallensportler. Unter anderem stehen alle Volley-, Basket- und Handballer mitten in der heißen Phase der Saisonvorbereitung plötzlich vor verschlossenen Türen", sagt Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf. Neben dem größten Bergedorfer Verein sind auch die Clubs SV Nettelnburg/Allermöhe, ASV Bergedorf 85, SV Curslack-Neuengamme, ETSV und VfL Lohbrügge direkt betroffen. Für Schmidt ist klar: "Um den Engpass abzufedern, muss die Hallennutzung sofort von 22 auf 23 Uhr ausgeweitet werden. Zudem ist die Schulbehörde verpflichtet, die verdächtigen Heizanlagen so schnell wie möglich zu untersuchen, damit der Rest wieder öffnen kann."

Ganz so eilig hat es die Behörde nicht: "Bis zu den Herbstferien wollen wir mit der Überprüfung der Anlagen durch sein", sagt Sprecherin Johanna Götze-Weber. Anschließend würden die Sanierungsaufträge vergeben. Geschlossen wurden alle Turnhallen, die ihre Heizungen vor 1990 erhielten. Diese Anlagen sollen mit asbesthaltigen Dichtungsringen ausgestattet sein. Wenn sie älter werden, setzen sie Asbest-fasern frei, "die über die Heizung ausgeblasen werden können", sagt Götze-Weber. Eine akute Gesundheitsgefährdung bestehe nach Ansicht von Fachleuten auch in den betroffenen Hallen aber nicht.

Neben den Sportvereinen lassen die Hallenschließungen die betroffenen Schulen rotieren. "Wir müssen auf gutes Wetter hoffen, damit möglichst viele Sportstunden ins Freie verlegt werden können", sagt Manfred Klein, Chef der Schule Richard-Linde-Weg. Wie seine Kollegin Dorit Ehler von der Schule Ernst-Henning-Straße hat er seinen Stundenplaner gerade daran gesetzt, möglichst viele Sportstunden in die einzig verbliebene moderne Halle zu verlegen. "Aber Ausfälle sind trotzdem unvermeidlich", sagt Ehler.

Hoffnungsvoller klingt Maren Schönfeldt, Leiterin der Schule Curslack-Neuengamme. Sie will ein Schreiben an alle Eltern verfassen. "Der Sportunterricht ist in keiner Weise gefährdet", betont sie. "Wir können auf die Jiu-Jitsu-Halle ausweichen."

"Das ist ein Desaster für Hunderte Hallensportler." TSG-Chef Boris Schmidt