Bergedorf. Ist es einfach zu warm, um warm zu essen? Oder liegt es an der Wirtschaftskrise, gepaart mit dem Rauchverbot, dass Bergedorfs Gastronomie derzeit schwer zu kämpfen hat? “Der ganzen Branche geht es derzeit generell nicht gut.

Die Leute wollen ihr Geld lieber zurückhalten", sagt Thorsten Lapp. Der Inhaber der "Lüttenburg", zugleich Bergedorfs Ortsvorsitzender der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), ist ratlos: "Eigentlich hieß es doch, die Menschen würden weniger reisen, dafür mehr Ausflüge machen. Das kann ich aber nicht bestätigen, bei uns ist der Umsatz schwer rückläufig."

Einen massiven Einbruch hat Lapp bei den Feierlichkeiten bemerkt: "Eine Hochzeit wird noch opulent gefeiert. Aber die Konfirmation, der 60. Geburtstag oder die Goldene Hochzeit fallen sparsamer aus, da werden dann nur noch 50 statt 70 Gäste eingeladen."

Der Trend ist bundesweit zu verzeichnen: Gestern vermerkte das Statistische Bundesamt, seit Januar seien die Umsätze im Gastgewerbe um 6,9 Prozent gesunken. Allein im Monat Juni mussten die Gastronomen einen Umsatzrückgang von 5,2 Prozent auffangen. Noch schlechter stünden Hotels und Pensionen da, sie mussten ein Minus von 9,6 Prozent hinnehmen. Dehoga-Sprecherin Stefanie Heckel sagt: "Die Bürger sparen nicht am Urlaub, aber im Urlaub."

Konnten sich Hamburgs Hoteliers 2008 noch über eine Zimmerauslastung von 73 Prozent freuen, geht es nun rapide bergab: "Wir würden uns schon über 60 Prozent freuen, ich habe überhaupt keine langfristigen Buchungen mehr", sagt Sylvia Bartels-Strangmann vom Drei-Sterne-Hotel "Bergedorfer Höhe", das elf Zimmer am Reinbeker Weg bietet. Etwas zuversichtlicher zeigt sich der Sprecher vom Telekom Tagungshotel am Oberen Landweg: "Wir spüren die Krise nicht so krass. Aber viele Firmen fahren ihren Qualifizierungsbedarf ein bisschen zurück, da wird auch gespart", sagt Ansgar Pott.

Stammgäste halten dem "Forsthaus Bergedorf" noch die Treue, aber "wir haben massive Einbrüche im Übernachtungsbereich", sagt Gabriele Fraass, deren Haus 17 Zimmer bietet. Auch das Restaurant werde deutlich weniger besucht: "Die Leute sparen die Kröten. Und uns belastet die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Diese ist in Ländern wie Frankreich und Österreich niedriger, das stärkt da wiederum den Tourismus."

Die Bestellungen sind auch im "BeLaMi" an der Holtenklinker Straße verhalten, sagt Mike Weil: "Die Leute sparen ausgerechnet an den Getränken, die letztlich unseren Betrieb tragen. Das bestätigt auch unser Getränkelieferant." Die Krise trifft den Gastronomen: "Da jammere ich mit. Fünf Prozent Umsatzeinbußen können gut hinkommen."

Einzig das "Block House" läuft gut, meint Betriebsassistentin Annett Fritsch: "Uns geht es gut, und wir sind dankbar um jeden Gast." Letztlich spiele das Wetter eine wichtige Rolle: "Bei mehr als 25 Grad mag kaum jemand noch ein großes, fettes Steak essen."