Bergedorf (knm). Es duftet nach Apfel, Kokos, Lakritz oder Minze: Tabak mit 16 verschiedenen Aromen bietet das “Cameo Vice“ an der Wentorfer Straße 6 für die Shisha an. In gemütlicher, orientalischer Atmosphäre lässt sich hier seit der Eröffnung Ende Mai die arabische Wasserpfeife genießen.

Eine Tradition, die in Bergedorf gelebt werden kann - in der Türkei allerdings jetzt nicht mehr. Seit dem am Sonntag eingeführten Rauchverbot sind etwa verqualmte Teehäuser am Bosporus passé. Gastwirte, die sich widersetzen, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.

"Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das Verbot strikt durchgesetzt wird", sagt Ferdaus Cardash, der im "Cameo Vice" arbeitet. Weil das Café unter der 75-Quadratmeter-Grenze liegt und keine warmen Speisen angeboten werden, darf sein Chef Ramesh Qaderi das Rauchen erlauben. "In der Türkei wird zum Beispiel der Respekt gegenüber dem Alter großgeschrieben. Irgendwie nicht vorstellbar, dass ein Polizist einem alten Mann die Zigarette verbietet", sagt Cardash, dessen Vorfahren aus der Türkei und Afghanistan stammen. Qaderi ergänzt: "Meine 68-jährige Oma raucht noch Wasserpfeife. Das ist eben Tradition." Beide finden es gut, wenn Rauchen nicht überall erlaubt ist. Qaderi: "Ich rauche ja selbst keine Zigaretten, bin froh beim Essen nicht vollgequalmt zu werden." Als Gastwirt möchte er jedoch mehr Selbstbestimmung: "Ich finde, jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob er sein Lokal als Raucher- oder Nichtraucherkneipe gestaltet."

Ümit Dikenli, Vorstandsvorsitzender von Ditib, der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Bergedorf, ist derzeit in Istanbul und berichtet von dort: "Das Rauchverbot wird hier heiß diskutiert. Es gibt aber auch viele, die es befürworten. So wie ich. Ich denke, die Gesundheit der Menschen tritt jetzt stärker in den Vordergrund als die Tradition."

"Auch meine 68-jährige Oma raucht Wasserpfeife. Das ist eben Tradition." Ramesh Qaderi, Inhaber "Cameo Vice"