Der Mediziner (70) aus Lohbrügge fürchtet jedoch, dass die Auseinandersetzungen noch mehrere Wochen dauern werden.

Mit großer Spannung verfolgen in diesen Tagen viele Menschen die Nachrichten, die vom blutigen Volksaufstand im Iran berichten. Auch im Bezirk Bergedorf sind 216 Iraner gemeldet, davon 15 ältere über 65 Jahre. Einer von ihnen ist der Allgemeinmediziner Dr. Farhang Logmani: "Ich sitze mit Tränen in den Augen vor dem Fernseher und bewundere diese mutigen jungen Menschen", sagt der 70-jährige Lohbrügger, der seine iranische Staatsbürgerschaft schon vor mehr als 40 Jahren gegen einen deutschen Pass tauschte.

Hunderttausende Menschen demonstrieren derzeit in Teheran gegen die vermeintliche Fälschung der Wahl durch die konservativen Kräfte um Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi unterstützt die Proteste und verspricht eine Reformbewegung, die mehr Freiheiten erlaubt.

"Die Lage ist ganz kritisch, das ist wie ein Bruderkrieg", sagt Farhang Logmani und mag auch für Mussawi keine deutliche Sympathie zeigen: "Der war schließlich Ministerpräsident während des Iran-Irak-Krieges. Er hat alles organisiert und sogar Kinder in den Krieg geschickt."

Das Volk will nicht mehr leiden müssen. "Die haben die Nase voll von den Religionswächtern. Gerade die Frauen werden seit 30 Jahren unterdrückt. Sie dürfen beispielsweise nicht ohne Kopftuch auf die Straße und wehe, das ist dann farbenfroh und nicht schwarz", weiß der Mediziner, der aus Shiraz stammt, der Stadt der Dichter und Musiker.

Vorreiter der Revolution seien die studierenden Frauen, sie hätten es beim Aufstand geschafft, Handy-Fotos übers Internet in die ganze Welt zu schicken. "Zudem wird die Revolution vom israelischen Geheimdienst unterstützt. Das persische Volk ist gar nicht so fanatisch wie oft dargestellt. Perser waren immer judenfreundlich und haben sogar einige jüdische Abgeordnete im Parlament", sagt der 70-Jährige, dessen Familie vorwiegend nach Los Angeles und San Diego ausgewandert ist.

Farhang Logmani glaubt, dass sich die Unruhen noch mehrere Wochen hinziehen werden: "Denn Ahmadinedschad ist ein sehr starker Mann, er hat das gesamte Militär hinter sich." Der Arzt hofft, dass Ayatollah Ali Chamenei, der nun die Überprüfung der Wahl durch den Wächterrat angeordnet hat, zu einem guten Ergebnis kommt: "Die Wahl muss wiederholt werden."