Bergedorf (stri). Die Zahlen galoppieren: 2008 hat der Bezirk 14 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung (HzE) ausgegeben - um überforderte Eltern zu unterstützen.

Die Bandbreite reicht von Beratungen bis hin zur Vollzeitpflege von Kindern und Jugendlichen. Um diese Ausgaben zu senken und Angebote im Stadtteil zu schaffen, die in Krisensituationen schnell und unbürokratisch helfen, wurden bereits 2003 die ersten SAE-Projekte (sozialräumliche Angebots-Entwicklung) eingeführt. Inzwischen sind es derer fünf, sie bieten etwa eine Gruppe für verhaltensauffällige Kinder, Förderungen bei Entwicklungsverzögerungen und ein Kinderrestaurant.

Auf Beschluss des Jugendhilfe-Ausschusses sollen nun alle fünf SAE-Projekte unter die Lupe genommen, gegebenenfalls neu ausgeschrieben werden. Immerhin stehen 2010 insgesamt 320 000 Euro zur Verfügung. Neue Anträge sind bis zum 10. Juli beim Bezirk einzureichen.

Höchst umstritten ist jedoch das Prozedere der Verteilung innerhalb der vier Planungsräume Lohbrügge, Neuallermöhe, Bergedorf-Kern und Landgebiet. "Es hat Geschmäckle, wenn diejenigen im Jugendhilfeausschuss die Kriterien festlegen, die sich später selbst bewerben", kritisiert Dennis Gladiator. Schließlich sitzen auch die Träger selbst im Ausschuss. Seine hier unterlegene CDU wittere: "Die Jugendhilfe-Träger treiben die Politik vor sich her."

Auch Regionalleiter Sven Dahlgaard hegt Befürchtungen: "Im Ausschuss wurde nicht fachlich argumentiert, spielten eher Eigeninteressen eine Rolle."

Als tragisch bezeichnet Fritz Manke (SPD) das eingeleitete Verfahren und ruft nun zu einer Sondersitzung der Stadtteilkonferenz Bergedorf-West auf (heute, 16 Uhr, Oberer Landweg 10). Schließlich hatte Bergedorf-West einen eigenen, fünften Planungsraum angestrebt und fürchtet nun, das mit 95 500 Euro geförderte SAE-Projekt der Pestalozzi-Stiftung (damit auch die Straßensozialarbeit und Krisenhilfe) zu verlieren.

Das Geschacher beginnt also:

Während auch Lohbrügge an seinem SAE-Projekt "Reaktiv" (Familienberatung) festhalten will, wünscht sich Bergedorf-Kern eine Beratungsstelle, soll im Landgebiet eine mobile Beratung für Familien und Jugendliche angeboten werden.

Bloß: Das Budget bleibt konstant, es kann nur Verschiebungen geben. "Auf jeden Fall aber wird es eine Umschichtung geben", sagt Peri Arndt (SPD). Die Vorsitzende des Jugendhilfe-Ausschusses hat für 1. September eine Sondersitzung anberaumt, um die SAE-Projekte neu zu vergeben.

"Jugendhilfe-Träger treiben die Politik vor sich her." Dennis Gladiator (CDU)