Lohbrügge. Der Reiseführer, das Bilderbuch oder der neueste Thriller: Für jeden Buchwunsch müssen die Lohbrügger künftig weitere Wege auf sich nehmen.

Die letzte Buchhandlung des Stadtteils, die alteingesessene "Bergedorfer Bücherstube" im Marktkauf-Center, schließt am 30. Juni. "Wir konnten hier gut existieren", sagt Habib Djafari, seit 23 Jahren Inhaber der traditionsreichen Buchhandlung. Doch nun sei sein Mietvertrag nicht verlängert worden, da sein Nachbar MediMax sich vergrößern wolle.

Der 62-jährige Buchhändler sieht sich als Opfer im Konkurrenzkampf der Elektronikfachmärkte MediMax und Saturn (im Fachmarktzentrum). "MediMax braucht meine 200 Quadratmeter gar nicht", ist Djafari sicher. Vielmehr hätten es die Verantwortlichen auf seine breite Schaufensterfront abgesehen, die MediMax zu mehr optischer Präsenz im Center verhelfen könnte. Schon der MediMax-Vorläufer Schaulandt habe entsprechende Versuche unternommen, sagt Djafari, "aber das damalige Center-Management hat das zurückgewiesen. Damals meinte man, eine Buchhandlung im Center sei wichtig für den Branchenmix." Nun hat MediMax wohl so viel Druck gemacht, dass der Buchhändler den Kürzeren zog: "Mein Mietvertrag wurde nicht verlängert, Ende Juni läuft er aus", sagt Habib Djafari.

Den 62-jährigen schmerzt besonders, dass das Management seiner Meinung nach kaum Anstrengungen unternommen hat, ihn im Einkaufszentrum zu halten: Anfangs sei ihm gar keine Ausweichfläche angeboten worden, erst auf seine Nachfrage hieß es, er könne einen Übergangsstand auf der ehemaligen Gaststättenfläche haben. Djafari: "Was soll ich mit so einem Stand? Ich brauche mindestens einen Computeranschluss." Dann sei vorgeschlagen worden, ein kleines Stück vom MediMax-Markt abzuzweigen. Für den neuen Laden sollte rechterhand eine neue Wand eingezogen werden. "Den Boden, die Decke und so weiter sollte ich aber auf eigene Kosten renovieren", sagt der Buchhändler. "Dabei ist das doch wohl Aufgabe des Vermieters." Schließlich waren Djafari die Kosten und Risiken zu unüberschaubar: Er gab auf.

Bernd Stöhr, Manager des Marktkauf-Centers Lohbrügge, will sich zu den Vorwürfen nicht äußern. "Das sind alles mietvertragliche Details", wehrt er ab. Für das Center gebe es "Umstrukturierungspläne, die aber noch nicht abgeschlossen sind" und zu denen er sich deshalb nicht äußern wolle. Es sei aber "schade", dass die Bücherstube gehe.

Sechs Mitarbeiter verlieren nun ihren Arbeitsplatz, denn Habib Djafari scheut das Risiko, will auch an anderer Stelle im Stadtteil keinen Neuanfang wagen. Stattdessen will er sich jetzt auf seine zweite Filiale konzentrieren - eine Buchhandlung in Langenhorn.