Bergedorf. Generationen von Schülern haben William Goldings “Der Herr der Fliegen“ im Englischunterricht gelesen.

Schließlich ist die Geschichte, wie sich eine Gruppe von Jungen, die als einzige einen Flugzeugabsturz über einer einsamen Insel überlebt hat, in zwei feindliche Lager teilt, die sich letztendlich vernichten, eine Steilvorlage für jeden Lehrer, um eine Diskussion über die Entwicklung von Gesellschaften in Gang zu bringen.

Jetzt sind die Schüler - überwiegend waren es Schülerinnen - der Realschule Wentorf mit "Der Herr der Fliegen" bei den Bergedorfer Jugendtheatertagen aufgetreten. Und so, wie die mit Speeren bewaffneten, wilden Jäger auf der Bühne gegenüber den zivilisierten Menschen überlegen waren, hatten im Publikum diejenigen Zuschauer einen Vorteil, die Goldings Roman kannten.

Lehrer Thomas Gehrke hatte die Handlung in zahlreiche kleine Schnipsel - laut Programmzettel waren es 24, gefühlt waren es weitaus mehr - zerlegt. Hinzu kam, dass der Spielfluss auch noch durch das ständige Abblenden der Scheinwerfer und das Einspielen von kurzen Musikclips von The Doors bis Lou Reed gebremst wurde. "Is there anybody out there?", ließ Gehrke Pink Floyd fragen. Ja, draußen saß das Publikum - und das war verwirrt angesichts des dramaturgischen Konzeptes. Es bestand aus Licht an, Licht aus, Musik an, Musik aus und Schülern, die diskutierend von links nach rechts, oder umgekehrt, über die Bühne eilten.

Verwirrend war auch, dass beide Lager optisch kaum voneinander zu entscheiden waren. In der Romanvorlage entwickeln sich die Jäger zu steinzeitlichen Kämpfern. Auch der Kult um den geopferten Schweinekopf für den toten Piloten, der zahlreiche Fliegen anzieht, wurde in seiner Bedeutung nur beiläufig gestreift. Das Publikum hätte sicherlich mehr vom Stück gehabt, wenn die Problematik des Stücks in vier, fünf längeren Akten strukturiert worden wäre.

Den Schülern wird die Jury mehr Pluspunkte geben - sieht man davon ab, dass sie anfangs viel zu schnell gesprochen haben. Alles in allem haben sie ihre Sache gut gemacht und die Gefühlspalette von Wut, Hoffnung, Verzweiflung und Resignation mit Spielfreude rübergebracht. Ihnen galt der begeisterte Schlussapplaus zu Recht.