Bergedorf. Die Begeisterung ist groß, wenn es um das Thema Weltkulturerbe Hamburger Sternwarte geht. Das gilt für die Kulturbehörde ebenso wie für die Wissenschaftsbehörde, das Bezirksamt und die Universität als Grundeigentümer.

Überall wird vom Hamburger Prestigeprojekt gesprochen. Doch wer deshalb erwartet hatte, nach der internationalen Weltkulturerbe-Konferenz vom Oktober 2008 in Bergedorf heute schon die geballte Bürokratie mit Fachpersonal, Spezialbudget und Koordinationsstelle an der Bewerbung bei der Unesco arbeiten zu sehen, wird enttäuscht.

"Bisher steht kein Geld für das Projekt zur Verfügung. Ich habe im Institut keine einzige auch nur studentische Hilfskraft", bedauert die mit dem entscheidenden Grundlagen-Gutachten über alle Sternwarten aus der Zeit um 1900 befasste Wissenschaftshistorikerin Prof. Dr. Gudrun Wolfschmidt. Zwar habe sie schon fast 400 Seiten geschrieben, "aber es fehlen noch immer wichtige Sternwarten der Welt". Unglaublich: Auch sie betreut das Projekt derzeit nur nebenbei.

Dass diese Zustände nicht so bleiben werden, verspricht Uni-Sprecherin Birgit Kruse: "Wir nehmen das Projekt sehr ernst. Die Universität wird die wissenschaftlichen Grundlagen liefern - vor allem das Gutachten über die Observatorien aus der Epoche der 1906 bis 1912 auf dem Gojenberg in Bergedorf gebaute Hamburger Sternwarte. Der entsprechende Projektantrag - mit Budget und Personal - liegt bei unserer Präsidentin." Kruse geht davon aus, dass die Pläne von Prof. Dr. Monika Auweter-Kurtz kurzfristig positiv beschieden werden. "Der Präsidentin liegt die Sternwarte persönlich am Herzen, nicht zuletzt weil sie Physikerin ist", bestätigt ihr Referent Janpeter Bendfeld.

In der Kulturbehörde tritt man dagegen weiter auf der Stelle. Ihre Aufgabe wird es sein, die Bewerbung auf den Weg zu bringen. Konkret geht es um die Kontakte zu den Regierungen der Länder der Partnersternwarten für die anvisierte internationale Bewerbung, also Frankreich (Nizza) und Argentinien (La Plata). "Es gibt bisher keinen Masterplan", gesteht Sprecherin Ilka von Bodungen. Sie hofft aber, dass es in 2010 "intensiv losgeht".

Im Bezirksamt Bergedorf wird derweil am Konzept für das geplante Besucherzentrum auf der Sternwarte gefeilt. Und es hilft bei den Öffnungen der Sternwarte an den kommenden drei Wochenenden. Dazu gehört die Kunst-Ausstellung "Astro-Art" (19. bis 21. und 26. bis 28. Juni) sowie der Tag der offenen Tür an diesem Sonnabend (15 bis 23 Uhr), der in Zusammenarbeit mit der Universität als Teil der "Open Uni"-Aktionen organisiert wird.

* Programm am Sonnabend:

15.15: Eröffnung

16.00/18.00: Reise durch das Sonnensystem (für Kinder)

16.16: Röntgenstrahlung

17.00: Die Sternwarte - Ein Weltkulturerbe?

17.15: Planetensysteme

18.30/21.00: Klimaauswirkungen der Sonnenaktivität

19.00: Blick ins Universum

19.45: Wieso ist der Nachthimmel dunkel?

20.00: Dunkle Materie

21.00: Sterne

22.15: "Einstein, relativ!"

Ab 15 Uhr läuft ein Kinderprogramm, es gibt Führungen und Himmelsbeobachtungen sowie Einblicke in die Arbeit des Instituts für Astrophysik.

Internet: www.open-uni-hamburg.de