Bergedorf. Um 19.57 Uhr war die Europawahl im Bezirk Bergedorf bereits gelaufen: Als erster Hamburger Bezirk konnten die Verantwortlichen hier das vorläufige amtliche Endergebnis vermelden.

"Und das, obwohl sich in 93 Wahllokalen und neun Briefwahlbezirken zwölf neue Wahlvorstände erstmals bewähren mussten", lobt Kreiswahlleiter Klaus Wolters. Noch bemerkenswerter als das Abschneiden der Parteien ist die Wahlbeteiligung: Sie erreichte mit 29,5 Prozent in Bergedorf einen historischen Tiefststand, war in einem Wahllokal - ohne Briefwähler - nur einstellig.

Mit 33,3 Prozent (-7,9%) liegt die CDU im Bezirk vor der SPD (28,7: +0,6 Prozentpunkte). Die Grünen haben an der Bille 2,1 Prozentpunkte verloren, landeten bei 16,1 Prozent. Die großen Wahlgewinner sind in Bergedorf die Liberalen und die Linken. Gegenüber der Europawahl 2004 hat die FDP ihr Ergebnis an der Bille mehr als verdoppelt, erreichte 9,1 Prozent (+4,8 %). Die Linken konnten es in Bergedorf sogar fast verdreifachen, mit 6,2 Prozent überwanden sie deutlich die Fünf-Prozent-Hürde, wie in allen sieben Hamburger Bezirken.

In Altona und Eimsbüttel haben die Grünen die SPD überflügelt, liegen nur knapp hinter der CDU. In Hamburg-Nord sind alle drei Parteien nur knapp drei Prozent auseinander, vorn die CDU, dann die SPD gefolgt von den Grünen. Einzig im Bezirk Mitte hatte die SPD gestern die Nase vorn, liegt rund vier Prozent vor der Union.

Der Wahltag war in Bergedorf ruhig und ohne größere Pannen verlaufen. Eigens gefertigte Schilder verwiesen etwa die Wähler, die in der Vergangenheit im früheren Gartenbaustützpunkt am Friedhof gewählt hatten, auf ihr neues Wahllokal. Um kurz nach 18 Uhr schrillten bei Peter Moller dann aber doch die Alarmglocken: "Als wenige Minuten nach 18 Uhr ein Wahllokal am Friedrich-Frank-Bogen bereits das Stimmergebnis meldete, habe ich geschaut, wie das angehen kann", sagt Bergedorfs neuer stellvertretender Kreiswahlleiter. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 14,7 Prozent war die Zahl der Stimmzettel tatsächlich höchst überschaubar. Ein benachbartes Wahlhelferteam vermeldete kurz darauf den absoluten Minusrekord, lediglich 8,6 Prozent.

Fast ebenso schwach wie in Bergedorf-West war die Wahlbeteiligung in Neuallermöhe-West und Teilen Lohbrügges. Am Felix-Jud-Ring betrug sie zwischen zehn und knapp zwölf Prozent, am Von-Moltke-Bogen auch nur 14,8 Prozent. Binnenfeldredder und Reinbeker Redder vermeldeten zwischen 13,5 und gut 16 Prozent.

Erheblich mehr Arbeit hatten die Helfer in vielen Wahllokalen im Landgebiet und Teilen Bergedorfs. In Nettelnburg vermeldete ein Wahllokal eine Beteiligung von 37,4, an der Wentorfer Straße betrug sie 35,9, am Reinbeker Weg im Villengebiet sogar 39,1 Prozent. Spitzenreiter im Bezirk ist ein Wahllokal an der Hermann-Distel-Straße mit 42,4 Prozent. Tatsächlich sind das auch nur 396 von 933 Wahlberechtigten.