HWWI-Chef Thomas Straubhaar warnt: Auf das Konjunkturprogramm folgt die Sparwelle.

Der Name Straubhaar zieht: Gut 120 Vertreter von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik waren der Einladung der Wirtschaftsinitiative WSB und der Haspa zum Vortrag "Nach der Wirtschaftskrise, was ändert sich, was bleibt?" gefolgt - sie erlebten den Leiter des "Hamburger WeltWirtschaftsInstituts" in Hochform.

Wobei Thomas Straubhaar in der Fachhochschule geschickt mit den Zuhörern spielte, Fehleinschätzungen eingestand: "Zwei Tage vor der Lehman-Pleite sind wir noch von einem sektoralen Problem ausgegangen, einer sanften Rezession in Deutschland." Der 15. September 2008 war ein Schock: "Das war, als hätte jemand den Stecker aus der Weltwirtschaft gezogen."

Die Frage, wie viel Steuergeld in marode Banken wie Hypo Real Estate und HSH Nordbank gepumpt werden soll, thematisierte der Professor in seinem Vortrag nicht. Im Gespräch anschließend begründete er Hilfen und Bürgschaften von weit mehr als 100 Milliarden Euro mit der "Systemrelevanz": Breche die HRE zusammen, reiße sie andere Geldhäuser mit.

Für Opel, Arcandor und Co. gelte dagegen, ein "Rettungsschirm für alle und alles" sei nicht finanzierbar. Zudem sei "Konjunkturpolitik keine (gute) Strukturpolitik". Und wie könne der Staat sein Verhalten rechtfertigen?, fragte Straubhaar: "Hilfe für Opel ja, Arcandor nein? Was ist mit Schiesser und Märklin? Und sind Arbeitsplätze bei Porsche weniger wert, weil das Unternehmen sich verspekuliert hat?"

Dass der Staat jetzt Geld in die Hand nehme, um im Sinne einer antizyklischen Politik die Konjunktur zu stützen, sei zwar richtig. Dies werde aber neben einem Strohfeuer vor allem die Schulden weiter anheizen. Dem Bauhandwerk riet Straubhaar, kein zusätzliches Personal fest einzustellen: Auf das Konjunkturprogramm folgten Auftragseinbrüche, weil der Staat keine andere Chance sehe, als Investitionen zurückzufahren.

Auf den Arbeitsmarkt habe die Krise zwar noch nicht voll durchgeschlagen, "es gab sogar einen leichten Frühjahrsaufschwung." Der Höchststand der Arbeitslosigkeit werde voraussichtlich Anfang 2010 erreicht: "Sie wird wohl knapp über vier Millionen liegen."