Lohbrügge. 500 haltende Linienbusse täglich direkt vor der Haustür. Die Aussicht auf einen solchen Geräuschpegel bereitet den Mietern des Hochhauskomplexes Bille-Bogen im Bereich Ludwig-Rosenberg-Ring 33-39 schon jetzt schlaflose Nächte.

"Noch schlimmer war nur die Informationspolitik des Bezirksamts. Die ist nämlich nicht existent", ärgert sich Peter Stellwagen, der mit seiner Frau Brigitte im ersten Stockwerk wohnt. "Wir sind Mitte März rein zufällig auf das Vorhaben aufmerksam geworden, als die zehn Linden an der Straße vor unserem Küchenfenster gefällt wurden."

Auf Nachfrage bei den Arbeitern erfuhren sie von der geplanten Bushaltestelle: Es handelt sich um eine Verlagerung des heutigen Stopps unter der Eisenbahnbrücke (Alte Holstenstraße), weil für den in den Augen der Verkehrsplaner nach Fertigstellung des neuen ZOB kein Platz mehr ist. Also halten sämtliche Linien Richtung Hamburger City, Billstedt, Glinde, Trittau und Reinbek künftig vor der Nase der Stellwagens und ihrer Nachbarn.

Zwar ist seit der Fäll-Aktion noch kein Bauarbeiter am Ludwig-Rosenberg-Ring erschienen, aber die Stellwagens sind aktiv geworden. "Wir hatten schon Vertreter aller politischen Fraktionen der Bezirksversammlung bei uns zu Hause, auf den versprochenen Ortstermin mit Bezirksamtsleiter Dr. Christoph Krupp warten wir noch", sagt Brigitte Stellwagen. Dass zumindest von den Politikern bisher nur Hinweise auf vollendete Tatsachen kamen, darauf, dass die Busstopp-Verlagerung längst beschlossene Sache ist, lässt das Ehepaar nicht resignieren. Gerade sammeln sie Unterschriften bei den Nachbarn und wollen in den nächsten Tagen auch Geschäftsleute von der Alten Holstenstraße auf ihre Seite bringen. "Die müssten doch Amok laufen gegen die Verlagerung, die alle mit dem Bus anreisenden Kunden kurzerhand aus der Einkaufsstraße verbannt", sagt Peter Stellwagen.

Zumindest bei der Grundeigentümervereinigung BID Lohbrügge denkt man anders: "Wir haben mit der Verlagerung keine Probleme. Im Gegenteil: Sie ist sinnvoll, weil so der Verkehrsfluss in der Alten Holstenstraße gefördert wird", sagt Sprecher Rüdiger-Horst Bambach.

Ganz anders wird das Thema von der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille gesehen, die Eigentümer des betroffenen Teils vom Bille-Bogen ist. "Wir halten von der neuen Haltestelle gar nichts und werden auch keinerlei Flächen dafür zur Verfügung stellen", sagt Vorstand Marco Lohmann.

Haltestellenhäuschen, wartende Fahrgäste, Passanten und Radfahrer müssen sich also den knapp vier Meter breiten Fuß- und Radweg am Ludwig-Rosenberg-Ring teilen, sobald die Haltestelle verlagert ist. Wann das Projekt realisiert wird, ist bisher noch unklar. "Wir werden bis zum letzten Augenblick dagegen kämpfen", betont Peter Stellwagen.