Betr.: “Kampf für den Erhalt von Karstadt“, Titel-Seite vom 26. 5. 2009

Nachdem ich jahrelang als Vorsitzender, lange Zeit im Tandem mit dem jeweiligen Karstadt Geschäftsführer, die WSB geführt habe, wird man mir sicher nicht unterstellen wollen, dass ich dem Sachsentor etwas Böses zufügen möchte. Ich teile auch die Sorgen der Mitarbeiter und schließe mich uneingeschränkt der Meinung an, dass eine Schließung der Bergedorfer Karstadt Filiale ein herber Verlust für Bergedorf wäre.

Dennoch: es dürfen keine Staatsgelder zur Rettung von Karstadt eingesetzt werden! Die Ursache für den derzeitigen Zustand der Kaufhaus Gruppe liegt im Missmanagement begründet. Dies ist nicht vom jetzigen Chef Karl Gerhard Eick zu verantworten, sondern von seinen Vorgängern und deren Aufsehern. Auch die Metro-Gruppe hat mit Ihren Kaufhof-Häusern nicht nur Freude, schreibt aber bei genauer Betrachtung immerhin keine operativen Verluste. Hier wurde also in einem vergleichbaren Umfeld eindeutig besser gewirtschaftet.

Jetzt mit der Insolvenz zu drohen, wenn keine Staatsgelder fließen, ist schlichtweg frech. Arcandor, so wie sich Karstadt heute nennt, verfügt über Vermögenswerte, die eingesetzt werden müssen, bevor der Staat zu Hilfe eilt. Die Beteiligung am Tourismuskonzern Thomas Cook liegt in der Werthaltigkeit im Milliardenbereich. Sie ist zunächst einzusetzen, wie jeder Einzelkaufmann mit seinem Privatvermögen zur Rechenschaft gezogen wird, wenn er aus dem Betriebsvermögen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Das mag den Eigentümern nicht schmecken, weil die derzeit vielleicht ein Spitzenerlös nicht möglich ist; dieser Schritt ist dennoch notwendig, weil er erstens, die Finanzierungsprobleme auf der Stelle lösen und zweitens erst die Voraussetzungen dafür schaffen würde, dass es zwischen Karstadt und Kaufhof (Arcandor und Metro) zu Verhandlungen kommen kann, die auf etwa gleicher Ausgangstärke basieren.

Ohne die Lösung der Finanzierungsprobleme kann Arcandor Karstadt nur herschenken, und das wird der Metro-Chef als möglicher Verhandlungsführer für Kaufhof zu nutzen wissen. Wenn den Mitarbeitern diese bittere Erkenntnis bewusst ist, sollten Sie dafür demonstrieren, dass die Eigentümer ihre Verantwortung in dieser Weise wahrnehmen. Bei einer staatlichen Lösung zahlen sie auch die Zeche mit, sie merken es vielleicht nur nicht ganz so direkt. Das ist eine bittere Pille, insbesondere dann, wenn auch Häuser betroffen sind, die wie in Bergedorf offensichtlich über viele Jahre gute Ergebnisse abgeliefert haben. Der Schutzmechanismus der vorher durch die Zugehörigkeit zu einer großen Gruppe gewirkt hat, verkehrt sich nun ins Gegenteil.

Norbert Deiters, Auf der Böge 18 b, 21039 Hamburg