Bergedorf. Knapp 1000 Schüler der Gesamtschule Bergedorf werden am Freitag die Einkaufsstraßen rund um den Bergedorfer Markt zur großen Bühne machen: Von 10 bis 10.30 Uhr führen sie dort eine “Leseoper“ auf.

Ein buntes Spektakel, das mit seiner Mischung aus gelesenen und gerufenen Texten sowie geräuschvollen Klangeinlagen die City wohl für eine halbe Stunde auf den Kopf stellen wird.

Zwei Anlässe - der 30. Geburtstag der Gesamtschule Bergedorf sowie die aktuelle Kooperation mit dem Kampnagel-Theater ("Theater und Schule"-Projekt der Körber-Stiftung) - gaben den Ausschlag, das Spektakel zu initiieren. Es ist zugleich Auftakt der Kulturtage 2009, die am Wochenende die Schule am Ladenbeker Weg 13 zum Kulturtempel machen (Programm siehe Kasten).

Mit der "Leseoper" als öffentlichem Auftakt habe man zum Schulgeburtstag etwas "Besonderes, Künstlerisches" machen wollen, sagt Koordinatorin und Lehrerin Regine Uhlig: "Über Kampnagel kam dann der Kontakt zu Jan Dvorak zustande." Der Künstler ist der Schöpfer der Leseoper, der er den Titel "Über das Neue" gegeben hat.

Denn neu ist wohl alles an dieser "Oper", die je nach Standort der Zuhörer anders wahrgenommen wird. Der Ablauf ist streng terminiert: "Es gibt 34 Einzelgruppen", erklärt Regine Uhlig. Alle haben andere, manchmal nur sekundenkurze Aufgaben: reden, tröten, singen, schreien, klatschen, in Flaschenhälse pusten. Dabei stehen die Schüler aber nicht etwa an einem Platz, sondern bewegen sich teilweise auch noch durch die Seitenstraßen rund um das Zentrum der Schau, den Bergedorfer Markt. Weitere Schüler senden Signale von weitem, etwa Schiffssignale vom Schlossteich. Auch die Kirchenglocken sollen läuten. Um dennoch das Gefühl einer Theateraufführung zu erhalten, werden alle Schüler schwarz-weiß gekleidet und geschminkt sein.

Die gelesenen Texte haben die Schüler (Freiwillige ab der fünften Klasse) in unterschiedlichen Kursen und Gruppen ausgewählt. "Die Themen sind sehr verschieden", sagt Regine Uhlig. Der eine liest ein kurzes Stück über Darwinismus, der nächste über den Urknall, der andere ruft ein selbst geschriebenes Gedicht. Manches wird von Einzelnen mit Megafon vorgetragen, anderes in der Gruppe gerufen. Dennoch soll die "Leseoper" kein willkürliches Durcheinander sein: "Es gibt eine genaue Partitur", betont Regine Uhlig.

Zuhörer sind willkommen, auch wenn es so etwas wie Sitzplätze oder Tribünen nicht gibt - und die City wohl auch so schon recht bevölkert sein wird. Auch das NDR-Fernsehen hat sich bereits angesagt, möchte einen Drei-Minuten-Beitrag für das Hamburg-Journal drehen.