Bezirksamtsleiter: “Denkmalschutz in Bergedorf funktioniert anders. Er braucht Freunde.“

Mit einer bemerkenswerten Einschätzung hat Bergedorfs aktueller Bezirksamtsleiter Christoph Krupp die Irritationen um die Zukunft des 1907 gebauten Sander Dickkopps bereichert: "Die augenblicklichen Diskussionen, nicht sein baulicher Zustand, stellen die eigentliche Gefahr für das Denkmal dar", sagte der Verwaltungschef auf die wachsende Zahl kritischer Fragen.

1994 war der Lohbrügger Wasserturm mit knapp 2000 Quadratmeter Wald zum Preis der Fläche vom Bezirk für weniger als 40 000 Mark verkauft worden. Wie berichtet, hatte ein breites Bündnis von Lohbrügger Vereinen und Bergedorfer Initiativen, von Denkmalschützern und Politikern über alle Parteigrenzen hinweg seinerzeit Front gegen Überlegungen gemacht, das Gebäude kurzerhand abzureißen. Tatsächlich wurde der 32 Meter hohe Turm erst mit seiner "Privatisierung" zum Denkmal. Und Erwerber Peter Schwalm musste garantieren, mehr als eine Million Mark in den Erhalt zu investieren.

Der Zustand des Sander Dickkopps und die Suche nach einem Käufer, der etwa 500 000 Euro bezahlt, nähren neue Befürchtungen: "Was wird aus Lohbrügges Wahrzeichen, welche Auflagen bekäme ein Erwerber, etwa hinsichtlich Erhalt des Turms und Bebauung der Fläche?", verlangte Lenhard Correll (CDU) Klarheit.

Der Lohbrügger Christdemokrat, 1994 selbst Mitglied der Initiative zum Erhalt des Sander Dickkopps, war bestens vorbereitet. Correll forderte nicht nur Auskunft, ob alle Arbeiten erledigt sind, zu denen sich Schwalm damals vertraglich verpflichtet hatte: "Im Juni 1994 hat Herr Schwalm ein Konzept vorgelegt: Demnach sollte 24 Monate nach Übernahme die Sanierung des Wasserturm-Kopfes abgeschlossen sein. Heute, 15 Jahre danach, hängt unterhalb des Turmkopfes noch immer ein Gerüst."

Doch weder auf die Frage danach, noch nach vereinbarten Vertragsstrafen und nach der Firma, welche die geforderten Arbeiten sachgerecht ausgeführt habe, erhielt Correll Antworten.

Mit dem Verkauf sei der Wasserturm Privateigentum, betonte Krupp. Und: Auch ein neuer Eigentümer würde dem Denkmalschutzrecht und dem Baurecht unterliegen. "Die vertraglich vereinbarten Maßnahmen wurden von Herrn Schwalm erfüllt", eine als Sicherheit zu Lasten Schwalms eingetragene Grundschuld (800 000 Mark) sei daher getilgt worden: "Es ging damals aber nicht um die denkmalgerechte Herstellung des Wasserturms", stellte Krupp klar, "sondern um notwendige Maßnahmen, damit er nicht umfällt."

Öffentliche Kritik passt für Krupp nichts ins Bild. "Denkmalschutz funktioniert in Bergedorf nicht nach dem Motto viel Feind, viel Ehr", forderte er Zurückhaltung ein. "Denkmalschutz braucht Freunde."